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Mein Herz, mein Herz ist traurig, Doch lustig leuchtet der Mai; Ich stehe, gelehnt an der Linde, Hoch auf der alten Bastei. Da drunten fließt der blaue Stadtgraben in stiller Ruh‘; Ein Knabe fährt im Kahne Und angelt und pfeift dazu. Jenseits erheben sich freundlich, In winziger, bunter Gestalt, Lusthäuser und Gärten und Menschen Und Ochsen und Wiesen und Wald. Die Mägde bleichen Wäsche, Und springen im Gras herum; Das Mühlrad stäubt Diamanten, Ich höre sein fernes Gesumm. Am alten grauen Turme Ein Schilderhäuschen steht; Ein rotgeröckter Bursche Dort auf und nieder geht. Er spielt mit seiner Flinte, Die funkelt im Sonnenrot, Er präsentiert und schultert - Ich wollt‘, er schösse mich tot. |
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Eugen Roth - Kleine Ursachen Ein Mensch - und das geschieht nicht oft - Bekommt Besuch, ganz unverhofft, Von einem jungen Frauenzimmer, Das grad, aus was für Gründen immer - Vielleicht aus ziemlich hintergründigen - Bereit ist, diese Nacht zu sündigen. Der Mensch müßt nur die Arme breiten, Dann würde sie in diese gleiten. Der Mensch jedoch den Mut verliert, Denn leider ist er unrasiert. Ein Mann mit schlechtgeschabtem Kinn Verfehlt der Stunde Glücksgewinn, Und wird er schließlich doch noch zärtlich, Wird er's zu schwach und auch zu bärtlich. Infolge schwacher Reizentfaltung Gewinnt die Dame wieder Haltung Und läßt den Menschen, rauh von Stoppeln, Vergebens seine Müh verdoppeln. Des Menschen Kinn ist seitdem glatt - Doch findet kein Besuch mehr statt. |
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Angst und Zweifel Zweifle nicht an dem der sagt er hat Angst aber hab Angst vor dem der dir sagt er kennt keinen Zweifel |
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Verfall Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten, Folg ich der Vögel wundervollen Flügen, Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen, Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten. Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten Träum ich nach ihren helleren Geschicken Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken. So folg ich über Wolken ihren Fahrten. Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern. Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen. Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern, Indes wie blasser Kinder Todesreigen Um dunkle Brunnenränder, die verwittern, Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen. |
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Der Feind Mein Kinderland war voll Gewittertagen, Nur selten hat die Sonne mich gestreift, Und so viel Bluten hat der Blitz zerschlagen, Dass wenig Früchte nur mein Garten reift. Nun kommt der Herbst, – ich muss zur Harke greifen, Die Erde sammeln, die verwüstet schlief, In die der Regen Risse grub und Streifen Und manche Holde wie ein Grab so tief. Doch ob den Blumen, die erhofft mein Träumen, In dieses wild zerwühlten Ackers Räumen Die Wundernahrung wird voll Glut und Kraft? O Schmerz! die Zeit trinkt unsren Lebenssaft, Der dunkle Feind, der uns am Herzen zehrt Und sich von unsrem Blute stärkt und mehrt! |
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Anleitung zur Erhaltung der Schlagkraft Feinde sind zu weit entfernt und meistens zu gut gesichert Drum ernenne Freunde zu Feinden und schlag ihnen die Fresse ein Machst du sie dadurch erfolgreich zu Gegnern so kannst du dich rühmen: Ich war der erste der aufstand und losschlug im Kampf gegen sie |
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Sie Sie frißt ihre Kinder sie trinkt das Blut ihrer Toten sie predigt den Tauben sie kennt keine höheren Werte Sie vergißt ihren Weg sie wankt von Verrat zu Verrat von Fehler zu Fehler sie schläft in den Niederlagen Daß sie unnötig ist lernt jedes Kind in der Schule daß das Volk sie nicht will hat das Volk sich endlich gemerkt Daß sie nicht siegen kann ist zehnmal genau bewiesen Die es bewiesen haben schlafen nicht gut Die an sie glauben sind manchmal müde von Zweifeln Einige die sie hassen wissen sie kommt. |
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schulschwül um kühl zu fünft zerknüll den rumpf strümpfe zupfen stuhl der blätter geschult befühlt zapfen |
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Erste Schritte Klein ist, mein Kind, dein erster Schritt, Klein wird dein letzter sein. Den ersten gehn Vater und Mutter mit, Den letzten gehst du allein. Seis um ein Jahr, dann gehst du, Kind, Viel Schritte unbewacht, Wer weiß, was das dann für Schritte sind Im Licht und in der Nacht? Geh kühnen Schritt, tu tapfren Tritt, Groß ist die Welt und dein. Wir werden, mein Kind, nach dem letzten Schritt Wieder beisammen sein. Albrecht Goes |
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Das Eisenbahngleichnis (1 von 7) Wir sitzen alle im gleichen Zug und reisen quer durch die Zeit. Wir sehen hinaus. Wir sahen genug. Wir fahren alle im gleichen Zug. Und keiner weiß, wie weit. Erich Kästner |
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Im Nebel Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum sieht den anderen, Jeder ist allein. Voll von Freuden war mir die Welt, Als noch mein Leben Licht war, Nun, da der Nebel fällt, Ist keiner mehr sichtbar. Wahrlich, keiner ist weise, Der nicht das Dunkle kennt, Das unentrinnbar und leise. Von allen ihn trennt. Seltsam, im Nebel zu wandern! Leben ist einsam sein. Kein Mensch kennt den anderen, Jeder ist allein [Hermann Hesse] |
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Original von inner_conflict Erich Fried, dem es gelungen ist, so vieles in so wenigen Worten zu sagen (auch wenn seine politischen Ansichten streitbar sind). |
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Heiterkeit, güldene, komm! du des Todes heimlichster süssester Vorgenuss! - Lief ich zu rasch meines Wegs? Jetzt erst, wo der Fuss müde ward, holt dein Blick mich noch ein, holt dein Glück mich noch ein. Rings nur Welle und Spiel. Was je schwer war, sank in blaue Vergessenheit, müssig steht nun mein Kahn. Sturm und Fahrt - wie verlernt er das! Wunsch und Hoffnung ertrank, glatt liegt Seele und Meer. Siebente Einsamkeit! Nie empfand ich näher mir süsse Sicherheit, wärmer der Sonne Blick. - Glüht nicht das Eis meiner Gipfel noch? Silbern, leicht, ein Fisch schwimmt nun mein Nachen hinaus ... |
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