Forum Schwarzes Baden-Württemberg (http://forum.schwarzes-bw.de/wbb231/index.php)
- Kultur (http://forum.schwarzes-bw.de/wbb231/board.php?boardid=5)
-- Philosophie und Religion (http://forum.schwarzes-bw.de/wbb231/board.php?boardid=37)
--- "Gothic-Babies" und "Gothic-Kinder" - von Anfang an schwarz? (http://forum.schwarzes-bw.de/wbb231/thread.php?threadid=15736)


Geschrieben von Winterkind am 09.08.2009 um 16:27:

  "Gothic-Babies" und "Gothic-Kinder" - von Anfang an schwarz?

Ich persönlich rege mich ja immer wieder gerne auf, wenn z.B. religiöse Eltern ihre Religion ohne groß Nachdenken auf ihre Kinder stülpen. So wurden vermutlich die meisten von uns getauft, vielleicht sogar konfirmiert bzw. hatten Kommunion... und irgendwann wird dann der ein oder andere sich dazu entschlossen haben, aus der christlichen Kirche auszutreten.

Nicht anders ergeht es Kindern von muslimischen Eltern.. jüdischen Eltern, etc. Ganz selbstverständlich wird die eigene Weltsicht auf die Kinder übertragen.

Jetzt, da die "schwarze Szene" ein Alter erreicht hat, in dem Babies und Kinder aus "schwarzen" Beziehungen durchaus Alltag geworden sind, würde mich interessieren: Wie läuft es da? Selbes Schema? Oder doch ganz anders? Mama und Papa in schwarzem Samt, Babie in quietschgrünem Strampler? Kinderzimmer mit Krähen an den Wänden statt Bärchen und Häschen? Wie funktioniert der Spagat zwischen dem eigenen Lebensstil und der Erziehung eines Kindes, wenn man "schwarz" ist? Und wohin führt das? Eine Umkehrreaktion dessen, was wir aus christlichen Haushalten kennen, wo die Jugendlichen massiv das Religionsthema ablehnen oder gar "schwarz" werden? Werden Gothic-Babies vermutlich einmal CDU-wählende Bankkaufleute, die für die schwarze Szene nur Kopfschütteln übrig haben?


Eure Meinung interessiert mich lächelt



Geschrieben von desiderium am 09.08.2009 um 16:37:

 




Geschrieben von Raistlin am 09.08.2009 um 16:49:

 

Das Kind ist zunächst mal Deko und wird entsprechend dem familiären Umfeld eingekleidet, damit es auch zur Umgebung passt - farblich auf die Inneneinrichtung und dem ideologischen Weltbild angepasst.

Geht auch gar nicht anders. Das Baby hat soviel eigene Meinung wie eine Anzieh-Baby. Entsprechend steht es auch gar nicht zur Diskussion was es selbst will - weiß ja keiner, und es kann sich nicht selbst artikulieren.

Dazu kommt, dass es dem Kind vermutlich auch völlig egal ist, was es trägt. Der praktische Effekt zählt hierbei, die Füsse müssen warm sein - ob das ein Noname-Schuh von KIK oder die Mini-Doc Martins sind.. das Kind wird es nicht kümmern. Es kümmert sich auch nicht darum, ob der Strampler Schwarz oder Blau ist. Ob Mickey Mouse oder Donald Duck aufgedruckt ist. Ob Schafe oder Kühe an der Wand sind. Oder ob irgendwo ein Kreuz ist, egal wie herum es hängt.



Geschrieben von Winterkind am 09.08.2009 um 16:57:

 

Huch, das ging fix lächelt


@desi
Wo wäre für dich da eine Grenze? Gäbe es Entwicklungen, die du aus Überzeugung unterbinden würdest?

Und - das Thema einmal etwas erweitert - was, wenn er/sie eines Tages erklärt, die Eltern wären ihm zu peinlich, in der Schule sagen sie schon, er käme aus der "Adams Family"?

Wie weit würdest du dich nach außen hin ändern, um deinem Kind ggf. Stress zu ersparen?



@raist

Hier gehst du jetzt aber wirklich rein von Babies aus..
Mit der Frage gedachte ich eigentlich, ein sich entwickelndes Kind insgesamt zu fassen.. Selbstverständlich werden Eltern wohl überwiegend so reagieren, wie sie es, basierend auf ihrer Weltsicht, für richtig halten. Aber wo ist die Grenze?

Sind wir "schwarzen" wirklich so tollerant, wie wir gern tun, oder käme früher oder später doch die Szene in der Küche zwischen Gothic-Vater und 13-jähriger Tochter:

"Die Diskussion ist beendet!! Du gehst NICHT mit dem Sohn des Pfarrers aus und von diesem Taufe-Quatsch will ich nie wieder ein Wort hören!!"



Geschrieben von Judas am 09.08.2009 um 17:44:

 

Man sollte die eigene Ausgrenzungsnummer nicht auf die Stöpkes übertragen. Zudem sind Schwarzkittel imho zu "modern" für diese Küchen-szenerie, die du da ansprichst. (Bin ein verdammter Optimist zwinkert )
Wenn man die Standardbegründungen mal vor Augen hat, dann müssten die dunkelbunten Eltern im Prinzip ihre Blagen genau das machen lassen, was sie wollen. Natürlich wird man da dann auch schnell feststellen, dass es vielleicht doch nicht der Königsweg ist aber so Geschichten wie bspw. eine Taufe sollten, sofern nicht eine andere Religion im Elternhaus im Spiel ist, kein Problem darstellen, da ich ja irgendwann beschlossen habe den großen Verein zu verlassen und diese Entscheidung gilt auch nur für mich, nicht für meine etwaigen Ableger - aber aus Gründen der Gleichschaltung und um frühen Ausgrenzungen entgegenzuwirken, würde ich es mir sogar überlegen mein Kind ins Becken zu tauchen und dem Verein dafür kurzzeitig nochmal die Treue schwören.
Weil man muss ja das Wohl der Pampersrocker an oberste Stelle setzen, wenn die durch meinen Starrsinn dann von vornherein keinen Anschluss finden könnten - deckt sich das nicht mit meinem Verständnis der Sorgfaltspflicht.
Gleiches gilt für Schulauftritte ala Adams Family, Business ist Business und Schnaps ist Schnaps. Ich kann und will schließlich auch nicht beim Kunden im Samstag-Abend-Outfit anklopfen. Es ist auch nicht scheinheilig oder verwerflich, wenn man mal nicht gleich sieht, dass vor einem eigtl. ein Schwarzkittel steht, der es aber auf die Reihe bekommt sich anzupassen ^^



Geschrieben von Raistlin am 09.08.2009 um 17:53:

 

@Winterkind:

Wellywell. Die Quintessenz dahinter ist dann aber nicht der Christentum / das Gothische, sondern eine überzogene authoritäre Erziehungsform. Man versucht den Nachkommen zu einem Abbild zu formen, völlig unabhängig davon, welche Ideale man letztlich vertritt.

Irgendwo sollte man sein Kind doch bei der Klamottenauswahl und sonstigem individuellem Styling ein Mitspracherecht einräumen und ihm nicht den Friseurbesuch verbieten, nur weil man selbst lange Haare bevorzugt.



Geschrieben von Winterkind am 09.08.2009 um 18:04:

 

Verstehe ich das richtig...
Judas appelliert für eine vollkommene Normalisierung des Gesamtsettings ggf. inklusive Wiedereinstieg in die Kirche samt Taufe, damit das Kind nicht unangenehm auffällt, während Raistlin rundheraus die Prägung durch das Elternhaus verurteilt?

Ohne Prägung durch die Eltern geht´s ja insgesamt schlecht.. wie würdest du das aktiv verhindern bzw. anstellen wollen, Raist?


Und @Judas:
Wo siehst du denn die Vorteile für dein Kind durch die Taufe?



Geschrieben von Judas am 09.08.2009 um 18:37:

 

Zitat:
Original von Winterkind
Verstehe ich das richtig...
Judas appelliert für eine vollkommene Normalisierung des Gesamtsettings ggf. inklusive Wiedereinstieg in die Kirche samt Taufe, damit das Kind nicht unangenehm auffällt, während Raistlin rundheraus die Prägung durch das Elternhaus verurteilt?

Ohne Prägung durch die Eltern geht´s ja insgesamt schlecht.. wie würdest du das aktiv verhindern bzw. anstellen wollen, Raist?


Und @Judas:
Wo siehst du denn die Vorteile für dein Kind durch die Taufe?


Es gehört doch quasi zum guten Ton zu dem Verein zu gehören aber das soll nicht der Hauptgrund sein zwinkert
Damit will ich nicht verhindern, dass das Kind unangenehm auffällt - das wird es dann so oder so ^^ - aber dieser Konfirmationskram bringt schon ein bisschen was mit sich, wenn man sich darauf einlässt. Es gibt zusätzliche Freizeitmöglichkeiten man muss sich mit anderen Menschen auseinandersetzen etc. Vor allem - es kann doch nicht schaden!? Außerdem gehört die Kirche mit all ihren Institutionen zu den Pfeilern, die unser westliches Verständnis für Moral ausmachen. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, spielt keine Rolle. Man muss das System aber kennen, das man verbessern möchte. Grüne Wiese ist nun mal nicht... zwinkert

Sozialtauglichkeit ist das wichtigste, was es gibt - man kann ein Crack auf seinem Fachgebiet sein, wenn man aber ein abgedrehter Vollnerd ist, wird man ziemlich schnell an seine Grenzen stoßen und, da man ja als Eltern - wie schon gesagt - eine Sorgfaltspflicht hat, sollte man da schon ein paar Weichen stellen.
In einem meiner Bewerbungsgespräche nach dem Studium hieß es mal - fachliches Wissen kann man durch ein paar Kursbesuche ausbauen aber 25 Jahre sozialen Raubbau kann man so schnell nicht ausgleichen.



Geschrieben von Raistlin am 09.08.2009 um 18:52:

 

Zitat:
Original von Winterkind
Verstehe ich das richtig...
Judas appelliert für eine vollkommene Normalisierung des Gesamtsettings ggf. inklusive Wiedereinstieg in die Kirche samt Taufe, damit das Kind nicht unangenehm auffällt, während Raistlin rundheraus die Prägung durch das Elternhaus verurteilt?

Ohne Prägung durch die Eltern geht´s ja insgesamt schlecht.. wie würdest du das aktiv verhindern bzw. anstellen wollen, Raist?


Eine gewisse Prägung gehört natürlich dazu. Man sollte seinem Kind ja auch soziale Werte vermitteln, damit es sich nicht aufführt wie der Rapper vom Block aus den Hiphop-Lyriks [Schwierig wird es natürlich, wenn die Eltern tatsächlich die Rapper vom Block sind..]. Des Weiteren wird das Kind auch in einer gewissen Form dadurch beeinflusst, dass es seine Eltern selbstverständlich als Vorbild ansieht, und wenn der Vater lange Haare hat, will der Sohn das zunächst eventuell auch. Ist soweit ja auch vollkommen okay.. denn Beeinflussungen sind etwas anderes als Vorschriften.

Aber wenn halt der Punkt kommt, an dem das Kind seinen eigenen Stil entwickelt, sollte man ihm diese Experimentierphase auch einräumen und nicht kategorisch an seinem eigenen Leitbild festhalten - je nachdem welche Form es annimmt mit Kompromissen, muss ja nicht unbedingt gleich Tattoos, Piercings oder eine rasierte Glatze sein.

Ziel muss es sein, dass Kind zum Einen Gesellschaftsfähig zu erziehen und zum Anderen sich selbst finden zu lassen.



Geschrieben von Mulciber am 09.08.2009 um 19:43:

 

Das (sehr allgemeine) Problem ist, dass man in jedem Fall sein Kind prägt. Die Frage ist, wie man damit umgeht, dass man - egal was man tut - sein Kind prägen wird.

Ich denke, das einzig wirklich funktionierende ist, authentisch zu sein. Wenn man einen Wert vermitteln will, zu dem man nicht steht, funktioniert es nicht (deswegen ist mein Vater ein toller Vater, ohne klassische Vaterrolle).

Wenn Menschen der Idee nachrennen, dass nur schwarz zählt und "wenn mein Kind ein hip-hoper wird .. dann bla", dann sollen sie es tun. Ich glaube nicht, dass sie Erfolg haben, aber das soll die Menschen nicht abhalten.

Ich kenne genug intelligente Hip-Hoper, Pop-Hörer etc. und ich kenne genug Familien, wo (trotz oder ohne Versuche) das Kind das Gegenteil wird, von dem, was erwünscht ist.
Deswegen: Lieben und abwarten.


Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH