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Geschrieben von Leopatra am 18.05.2010 um 13:38:

  Wie verkauft man Menschen?

Wie verkauft man Menschen am besten?
Und wieso verkauft man Menschen überhaupt?
Wieso verkauft man sich selbst?

Ich war gestern auf der Playboy Webseite... An den Fotos da drauf wurde teilweise soviel retuschiert das ich das nur noch als Fake durchgehen lassen würde und nicht mehr als realistisches Foto bezeichnen würde. Als Mediengestalter fällt mir natürlich auf wenn an einem Bild erheblich retuschiert wurde...
Und dann habe ich solche Steckbriefe mit Interviews überflogen... Auch sehr unrealistisch teilweise... da sehe ich vor meinem geistigen Auge den Redakteur sitzen der sich was nettes ausdenkt bzw. das abändert was er von der betreffenden Person erzählt gekriegt hat. Es soll ja schliesslich so wirken als wären die Darsteller lebensnah und erreichbar aber trotzdem begehrenswert. *g*

Und doch kenne ich vermeintlich Intelligente Leute die immer wieder auf sowas "reinfallen". (Es gibt da so ne Rockabilly Seite die ähnlich funktioniert mir fällt der Name nicht ein.. ist ja auch nicht so wichtig. Jedenfalls verkauft es sich *g*)

Inwieweit möchte man denn belogen werden? Inwieweit lügt man denn selber um sich selbst zu verkaufen?
Was ist denn das reizvolle an dem perfekten Konstrukt, das innen hohl ist?

Klar ist es einfacher eine glückliche Fantasiebeziehung zu führen als eine realistische bei der man sich immer wieder Problemen stellen muss. Als Kind idealisiert man seine Eltern erstmal aber später lernen wir das diese Menschen nicht unfehlbar sind. Sollten wir nicht daraus schliessen das niemand perfekt ist? Anscheinend nicht *g*

Was viele Prominente angeht erwartet die Gesellschaft doch auch Perfektion und wehe die erlauben sich irgendeinen Fehltritt der nicht ihrem Image entspricht dann geht das sofort durch die Presse...

Es ist jedoch immer noch ein erheblicher Unterschied ob man sich verkaufen lässt oder ob man sich selbst verkauft. Wenn man sich selbst verkauft kann man das Resultat wenigstens noch etwas steuern..

Selbstdarstellung ist in der Szene ja nicht unüblich. Aber wieviel Wahrheit steckt darin? Ist der Spass daran andere hinters Licht zu führen nicht schon genügend Wahrheit?
"Der Mensch ist am wenigsten er selbst, wenn er für sich selbst spricht. Gib ihm eine Maske und er wird dir die Wahrheit sagen." hat Oscar Wilde mal gesagt.

Dabei stellt sich natürlich die Frage wie realistisch das Bild das andere von uns haben, überhaupt ist, selbst wenn wir keine Maske tragen.

Wenn es nach manchen Menschen gehen würde wäre ich ein Kerl der bevorzugt schwule Paare auseinanderbringt, ich habe Ausraster und erzähle rum wie meine Exfreunde nackt aussehen. ^^

Amüsant. Ich bin ja nicht dazu geneigt an die Wahrhaftigkeit der Zweidimensionalität zu glauben, aber viele andere. Und ich frage mich, wieso?
(Was nicht heisst das ich nicht mit der Zweidimensionalität die mir präsentiert wird zufrieden wäre. Mehr kann man in den meisten Fällen ja nicht verlangen. Aber an die Wahrhaftigkeit dessen, was mir präsentiert wird, glaube ich dennoch nicht *g* )



Geschrieben von Mulciber am 18.05.2010 um 14:32:

  RE: Wie verkauft man Menschen?

Es geht nicht um "reinfallen", es geht auch nicht um "wahr" oder "falsch",
das sind Produkte, Labels, Fitkion, Träume.

Du sitzt ja auch nicht vor einem Roman und sagst "also, dass Alice nun plötzlich klein und groß wird per Keks, das halte ich für unrealistisch" (könnte man auf Film, Fernsehen, Musik etc. ausweiten).

Daher ist es absurd von Lüge / Betrug zu reden: It is Showbiz!
Überhaupt einen Menschen auf eine einzige Figur reduzieren wollen, das ist ja prae-modern.


[Und: so etwas wie ein "wahres, echtes" Ich und die Representation nach außen gibt es nicht, einfach weil es kein wahres, echtes Ich gibt, nie gab und nie geben wird.]



Geschrieben von Leopatra am 18.05.2010 um 14:51:

  RE: Wie verkauft man Menschen?

Zitat:
Original von Mulciber
Es geht nicht um "reinfallen", es geht auch nicht um "wahr" oder "falsch",
das sind Produkte, Labels, Fitkion, Träume.

Du sitzt ja auch nicht vor einem Roman und sagst "also, dass Alice nun plötzlich klein und groß wird per Keks, das halte ich für unrealistisch" (könnte man auf Film, Fernsehen, Musik etc. ausweiten).


Da kennst du mich schlecht XD Wobei mir die Alice im Wunderland Nummer soundso eher wie eine Metapher für einen Drogentrip scheint. Wobei wir dann wieder zum Unterschied zwischen Realität und wahrnehmungsfähigkeit der Realität kommen würden.


Zitat:
Original von Mulciber
[Und: so etwas wie ein "wahres, echtes" Ich und die Representation nach außen gibt es nicht, einfach weil es kein wahres, echtes Ich gibt, nie gab und nie geben wird.]


Das dürfte dann wohl auch erklären wieso ich mich auf meinen Selbstfindungstrips bis jetzt noch nie gefunden habe. Ich habe tatsächlich noch nie in Erwägung gezogen zu akzeptieren, das da nichts eindeutiges in Stein gemeisteltes ist. Interessant *g*



Geschrieben von Mulciber am 18.05.2010 um 16:43:

  RE: Wie verkauft man Menschen?

Zitat:
Original von Leopatra
Zitat:
Original von Mulciber
Es geht nicht um "reinfallen", es geht auch nicht um "wahr" oder "falsch",
das sind Produkte, Labels, Fitkion, Träume.

Du sitzt ja auch nicht vor einem Roman und sagst "also, dass Alice nun plötzlich klein und groß wird per Keks, das halte ich für unrealistisch" (könnte man auf Film, Fernsehen, Musik etc. ausweiten).


Da kennst du mich schlecht XD Wobei mir die Alice im Wunderland Nummer soundso eher wie eine Metapher für einen Drogentrip scheint. Wobei wir dann wieder zum Unterschied zwischen Realität und wahrnehmungsfähigkeit der Realität kommen würden.


Wenn du mir erklären kannst, was die Differenz zwischen Realität und ihrer Wahrnehmung ist (bzw. wie du die Realität wahrnehmen willst oder sie wahrzunehmen), dann erhällst du vermutlich einen Preis.

Zitat:
Original von Leopatra
Zitat:
Original von Mulciber
[Und: so etwas wie ein "wahres, echtes" Ich und die Representation nach außen gibt es nicht, einfach weil es kein wahres, echtes Ich gibt, nie gab und nie geben wird.]


Das dürfte dann wohl auch erklären wieso ich mich auf meinen Selbstfindungstrips bis jetzt noch nie gefunden habe. Ich habe tatsächlich noch nie in Erwägung gezogen zu akzeptieren, das da nichts eindeutiges in Stein gemeisteltes ist. Interessant *g*


Frag die Bibliothek deines Vertrauens nach post-modernen Autoren (oder lese Foucault).



Geschrieben von Leopatra am 18.05.2010 um 19:45:

  RE: Wie verkauft man Menschen?

Zitat:
Original von Mulciber
Zitat:
Original von Leopatra
Zitat:
Original von Mulciber
Es geht nicht um "reinfallen", es geht auch nicht um "wahr" oder "falsch",
das sind Produkte, Labels, Fitkion, Träume.

Du sitzt ja auch nicht vor einem Roman und sagst "also, dass Alice nun plötzlich klein und groß wird per Keks, das halte ich für unrealistisch" (könnte man auf Film, Fernsehen, Musik etc. ausweiten).


Da kennst du mich schlecht XD Wobei mir die Alice im Wunderland Nummer soundso eher wie eine Metapher für einen Drogentrip scheint. Wobei wir dann wieder zum Unterschied zwischen Realität und wahrnehmungsfähigkeit der Realität kommen würden.


Wenn du mir erklären kannst, was die Differenz zwischen Realität und ihrer Wahrnehmung ist (bzw. wie du die Realität wahrnehmen willst oder sie wahrzunehmen), dann erhällst du vermutlich einen Preis.


In diesem Fall würde ich es eher andersrum machen und auf Drogen basierende Hallizunationen von meiner persönlichen Realität ausschliessen, basierend auf meinenen Erfahrungen mit meiner Realität zwinkert Ich glaube es hätte tatsächlich wenig Sinn eine allgemeingültige Definition von Realität finden zu wollen denn das hat ein bisschen was von Quantenphysik bei der die Messmethode das Ergebnis beeinträchtigt. Und wieso soll ich wie Sisyphos den Stein den Berg hochrollen :P Und danke, den Preis habe ich schon, eben wegen meiner Einstellung mich nicht ewig theoretisch mit Dingen auseinanderzusetzen die praktisch gesehen keinen Nutzen versprechen. XD

Zitat:
Original von Mulciber
Frag die Bibliothek deines Vertrauens nach post-modernen Autoren (oder lese Foucault).


Es ist auf jeden Fall ein interessanter Ansatz. Im allgemeinen habe ich aber eher ein Hang zur Psychologie da mir psychologische Erklärungsmodelle in den meisten Fällen weitaus schlüssiger scheinen und ich mit denen im Alltag auch was anfangen kann. ^^ Wobei die philosophische Herangehensweise wie gesagt durchaus interessant ist.

Ich finde jedoch immer noch das Täuschung zum grossen Teil verwerflich ist. Es kommt natürlich immer darauf an wie man andere täuscht aber in dem Fall von überzogener Selbstdarstellung läuft es doch kontra dem Bedürfnis, das jeder Mensch hat, so akzeptiert zu werden, wie man eigentlich ist. Auf längere Zeit gesehen kein sehr erfolgsversprechendes Modell.
Und auch hier kann ich im Auschlussverfahren sagen, wenn ich mich fühle als würde ich mich hinter einer Lüge verstecken, kann ich definitv sagen, das bin ich nicht.
Ich glaube es hat viel mit dem Wunsch akzeptiert zu werden, und der Angst davor, verletzt zu werden, weil man von anderen nicht so akzeptiert wird, wie man ist zu tun.

Das andere ist einfach der pure Spass daran anderen etwas vorzumachen oder (für kurze Zeit) in das Konstrukt zu schlüpfen, das andere um einen errichtet haben. ^^ Was ich durchaus nachvollziehen kann.
Dies beginnt doch schon bei der Kleiderwahl.
Daran wiederrum finde ich absolut nichts verwerfliches wenn man sich selber bewusst macht, wie man von anderen beeinflusst wird und sich dann Gedanken darum macht, wie man auf andere wirkt und so etwas gezielt einsetzt. Denn das hat für mich eher was mit Selbstverwirklichung zu tun, als mit Selbstaufgabe.



Geschrieben von Mulciber am 19.05.2010 um 01:08:

 

Solange du von Täuschung sprichst, hast du den Punkt nicht verstanden.
Es gibt keine Täuschung, den es gibt nichts, was getäuscht werden kann.

[Es gibt auch kein "Unkonstrukt vs. Konstrukt", es gibt einfach nur Konstrukt.]



Geschrieben von GrafKrolock am 19.05.2010 um 09:45:

 

Von Täuschung würde ich auch nicht sprechen. Das Medium produziert ein Produkt, und dazu bedient es sich beispielsweise eines Fotomodells, wie der erwähnte Playboy. Es ist doch Gang und Gäbe, daß das Aussehen von Menschen eingesetzt wird, um ein visuellen Produkt zu kreieren. Ein Schauspieler tut ja auch nichts anderes. Er schlüpft möglichst authentisch in die Rolle eines anderen, er stellt eben gerade nicht sich selbst dar, sondern wird ebenfalls "retuschiert" (per Schminke), um das darzustellen, was der Autor sich vorgestellt hat.
Klar verkauft man sich damit als Dienstleistung, aber das ist ja nicht schlimm.



Geschrieben von vanilla am 19.05.2010 um 11:49:

 

Zitat:
Original von GrafKrolock
Er schlüpft möglichst authentisch in die Rolle eines anderen, er stellt eben gerade nicht sich selbst dar, sondern wird ebenfalls "retuschiert" (per Schminke), um das darzustellen, was der Autor sich vorgestellt hat.


Allerdings frage ich mich, wo da die Grenze ist. Vor allem in der Werbung wird der Mensch meistens nur noch als Objekt und nicht mehr als Mensch gezeigt.
Was vermittelt das dann für Werte?
Schließlich soll man sich mit der Werbung identifizieren, um das Produkt später auch tatsächlich zu kaufen.

Im Hinterkopf habe ich die ganze Zeit Bilder von Britney Spears auf denen sie sich im Vergleich retouchiert/unretouchiert zeigt. Wenn ich das so betrachte, dann könnte man Menschen am besten direkt durch Plastikpuppen ersetzen. Wenn keiner mehr "normale schöne" Menschen sehen möchte, sondern nur noch die absolute Perfektion- wo führt das hin? Kein Wunder, dass die meisten Menschen immer anspruchsvoller-selbstkritischer- unsicherer werden, wenn man ihnen unerreichbare (blödsinnige) Ideale vorsetzt. Schade nur, dass gerade junge Menschen das nicht hinterfragen.

By the way- hier mal die Bilder
Britney 1
Britney2



Geschrieben von GrafKrolock am 19.05.2010 um 14:33:

 

Das ist doch ganz einfach: Du sollst Dich mit dem Kunstprodukt identifizieren, nicht mit einem Menschen, der dahintersteht.


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