Studiengebühren |
NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
Themenstarter
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Original von [robson]
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Dann bist du (als Steuerzahler) eben ein Kleingeist. |
Danke. Wenn du jemanden, der eine andere Meinung hat, als kleingeistig betiteln willst, bitteschön, ich mache das nicht.
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Ich dachte, durch die Ergänzung in Klammern sei deutlich, dass ich das nicht ganz ernst meine. Ich bin ein Mensch als Ganzes. Demnach kann ich mich auch nur als solches betrachten, nicht als eine Rolle.
Mit einer Aussage wie "Ich als Steuerzahler" oder "Ich als Verantwortlicher" oder "Ich als Unschuldiger" verlässt man das Menschsein, argumentiert nur mit einer Rolle und verliert damit IMO das Recht zu argumentieren so lange, bis man wieder über den Tellerrand der Rolle blickt.
Steuern bezahlt man nicht, um dann selbst darüber zu entscheiden, was mit dem Geld passiert. Wenn dem so wäre, bräuchte man keine Steuern zu erheben. Dann könnte jeder sein Geld dafür ausgeben, was er als sinnvoll erachtet. So ist es ja aber nicht. Steuern werden erhoben und für etwas eingesetzt, das nach Parlamentsmeinung sinnvoll für die ganze Gemeinschaft ist.
Ich möchte nur mal zwei Aspekte ansprechen:
1. Die Möglichkeit, über Geld zu verfügen, ist auch politische Macht. Wofür die Menschen ihr Geld ausgeben, beeinflusst die Richtungen, in die sich die Gesellschaft als ganzes (wirtschaftlich, technologisch, wissenschaftlich, kulturell) entwickelt.
Die Forderung nach einer gleichmäßigeren Verteilung der Geldmittel ist also eine konsequente Fortsetzung des demokratischen Gedankens.
Je weniger Menschen über sehr knappe Geldmittel verfügen und je geringer der Anreiz ist, Geld zu sparen oder in reine Kapitalgeschäft zu investieren, desto mehr wird sich der Konsum nicht mehr an Preisen ausrichten, sondern an Qualität.
Wenn die Qualität der konsumierten Güter steigt, profitiert davon unsere gesamte Gemeinschaft.
2. Die Gemeinschaft profitiert von der Ausgabe von Geld (aber nicht nur davon) mehr als vom Geldsparen oder vom Geldvermehren.
Demnach muss es im Interesse der Gemeinschaft sein, Geld dort abzuschöpfen, wo es nur gehortet oder scheininvestiert wird, um es dort verfügbar zu machen, wo es sinnvoll eingesetzt werden kann.
Schulden an einer Stelle allerdings führen immer zur Geldvermehrung an anderer Stelle.
Übertragung aufs Thema Studiengebühren:
Die Voraussetzung, dass nach "1." die Qualität von Bildung steigt, ist nicht vorerst, dass Bildung etwas kostet. Eine zu schaffende Voraussetzung wäre, dass jeder genug Mittel besitzt, um kostenpflichtige Bildung zu bezahlen. Solange das nicht der Fall ist, führt die Einführung von Gebühren dazu, dass qualitativ hochwertige Bildung nur wenigen offensteht, und im Durchschnitt die Qualität sogar noch sinkt. (Da die mit wenigen finanziellen Mitteln sich nicht nach der Qualität, sondern nach dem Preis richten werden)
Kredite, d.h. Schulden sind keine geeignete Lösung. Sie erhöhen das Problem der extrem ungleichmäßigen Verteilung des Kapitals.
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Original von [robson]
Recht und Gerechtigkeit müssen nachvollziehbar sein, sonst ist der Willkür freie Bahn geschaffen, wenn du das willst, bitte.
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In einem System, in dem Rechtsfindung so komplex und aufwändig ist wie in unserem, spielt Nachvollziehbarkeit keine Rolle mehr. Hier dominiert am Ende meistens der, der die notwendigen Mittel besitzt, ein komplexes, langwieriges Verfahren durchzuhalten.
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Original von [robson]
Gut verschanzen wir uns auf unserer kleinen Insel, ich sehe Wettbewerb (nicht um jeden Preis!) als durchaus etwas förderndes an.
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Wettbewerb um menschenfreundlichere Gesellschaftssysteme, Wettbewerb um technologischen Fortschritt, Wettbewerb um kulturelle Vorherrschaft!
Aber momentan läuft ein Wettbewerb darum, welche Gesellschaften sich selbst am besten ausbeuten können. Und diejenigen, die von diesem Wettbewerb profitieren, stehen außerhalb des Wettbewerbs...
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Original von [robson]
Wer macht das denn? Keiner will Werte wie eine soziale Grundsicherung aufgeben, es geht nur darum, Missbrauch zu beschränken.
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Achso. Na dann...
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Original von [robson]
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Die Möglichkeit, dass jeder sich Bildung so auswählt, wie er sie benötigt, wird durch die Einführung von Gebühren aber eingeschränkt. |
Nein.
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Natürlich.
Stell dir vor, einer hatte eine Begegnung mit einem brennenden Dornenbusch und studiert deswegen Theologie. Wird schließlich Priester und bekommt eine eigene Gemeinde.
Da meldet sich der Dornbusch allerdings erneut und meint, da läge wohl ein Missverständnis vor. Der solle nicht Theologie, sondern Medizin studieren, um dann später das Heilmittel gegen Kebs zu finden.
Aber wie das? 2000 EUR Semestergebühren? Als Priester verdient man kaum etwas. Fürs Zweitstudium gibt es keinen Studienkredit mehr. Und der vom ersten Studium muss ja erst mal abgezahlt werden...
Natürlich extremes und an den Haaren herbeigezogenes Beispiel. Aber deinem strikten "Nein" durchaus angemessen.
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Original von [robson]
Ich sehe Menschenbilder, die von meinem eigenen abweichen, nicht als Gefahr, denn das halte ich für paranoid und faschistoid. |
Sowas habe ich gar nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass ich das Menschenbild, das ich hinter den aktuellen Gebührenplänen sehe, als gefährlich für die Zukunft unserer Gemeinschaft ansehe.
Du wirst mir ja wohl zugestehen, dass ich eine bestimmte Meinung ablehne.
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Original von [robson]
Ich bin der Meinung, dass eine Universität, nur weil sie nun Geld von ihren Studenten erhält nicht plötzlich zum Schnellausbildungsdrillverein wird [...]
Eine Vision wäre z.B. dass gerade der Anspruch der Studenten an die Universitäten durch Studiengebühren steigt, dass Studenten sich aktiv in das Angebot der Unis einbringen können und somit auch ihre eigenen Visionen besser als bisher verfolgen können.
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Verfolge aber einmal die öffentlich geführten Diskussionen. (Ich hab ja vorher einiges zitiert) Dort werden nämlich genau die Argumente benutzt: Geldsparen durch Verkürzung des Studiums, schnelle Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt.
Und Ansprüche stellen kann ich nur, wenn ich auch mein eigenes Geld bezahle. Bei einem Stipendium hat der Geldgeber eine Vorstellung davon, was ich zu tun habe. Bei einem Studienkredit stimmt immer das "Sei froh, dass du überhaupt studieren darfst" mit. Bekomme ich Unterstützung meiner Eltern, sagen die, was ihnen am liebsten wäre.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von NineBerry: 17.01.2006 12:20.
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17.01.2006 12:15 |
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iudex
Geheimer Meister
Dabei seit: 24.12.2004
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Petition die Studiengebuehren betreffend |
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Es geht in diesem thread um eine art elektronische unterschriften sammlung gegen die kommenden studiengebueren das ziel dieser petition ist, mehr al 1.000.000 unterschriften zu sammeln um die regierung nach geltendem eu recht dazu zu zwingen diese in ihre entscheidung mit einzubeziehen
wenn ihr also mitmachen wollt klickt auf den link und folgt den instruktionen auf der sich oeffnenden site
kein-spiel-mit-bildung.de
@mods wenn ihr diesen beitrag fuer nicht mit den forenregeln vereinbar haltet oder im falschen subforum geposted seht dann loescht/verschiebt ihn
__________________ "Weißt Du was Kapitalismus ist? Angeschissen werden!"
"Also gut. Eliteeinheiten nach Afghanistan!
Aber warum nicht auch in die Deutsche Bank, in die Pharmakonzerne und nach Liechtenstein oder auf die Bahamas!"
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18.01.2006 23:30 |
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iseult
Groß-Pontifex
Dabei seit: 04.04.2005
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soweit ich das verstanden hab geht das auch mit bestehenden gesetzen..
aber ich bin so politisch ungebildet, dass ich mir nicht sicher bin..
__________________ eleganz ist das küken der ästhetik
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19.01.2006 07:13 |
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Original von [robson]
Der Staat soll Geld ausgeben für Bildung, sagst du doch auch. D.h. für mich, Bildung ist abhängig von Geld, was wiederum heisst, wenn Geld für Bildung aufgebracht wird - egal wie - , ist das im Ansatz sinnvoll. Was wiederum meine Einstellung ist, richtig.
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Wenn ich meine kranke Großtante ernähren will, dann brauche ich dafür Geld. Das ist vom Ansatz her richtig. Das rechtfertigt dennoch keinen Raubüberfall um besagtes Geld zu beschaffen.
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Nun gut, der Staat könnte ja metaphysische Überlegungen anstellen und hoffen, dass Bildung vom Himmel fällt. Das - mit Verlaub - wäre naiv.
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Wenn das die einzige Alternative zu Studiengebühren ist, die dir aus der Sicht des Staates einfällt, dann weiß ich wirklich nicht, ob ich überhaupt noch darauf antworten will.
Zitat: |
Ganz Unrecht haben sie aber wohl auch nicht.
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Habe auch nicht das Gegenteil behauptet. Aber in einer materialistischen Gesellschaft, in der nur der unmittelbare finanzielle Nutzen zählt, da hat es der Geisteswissenschaftler ewtas schwer, eine bezahlte Ausbildung zu rechtfertigen. Das nur als kleinen Denkanstoß.
Zitat: |
Ich wundere mich doch, du sagst, dass viele grosse Köpfe aus einfachen Verhältnissen stammen, für die Bedürftigen ändert sich doch auch jetzt nichts. |
Das wird die Zeit zeigen.
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19.01.2006 13:11 |
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nekrad
Geheime Meisterin
Dabei seit: 30.12.2005
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Petitionen allein helfen nichts - die breite Bevölkerung muß über die gesamtgesellschaftliche Schadwirkung aufgeklärt werden.
Das Problem ist doch, daß die meisten Leute, die selbst nichts damit zu tun haben, gern solche Bilder von den "faulen Studenten" im Kopf haben oder auch schnell mal die teure Meisterausbildung als Vergleich ranziehen.
Erstmal brauchen wir ein grundlegendes Umdenken in der Gesellschaft, insbesondere daß Studium nicht einfach nur eine "bessere Berufsausbildung" ist - dann kann man die Regierung entsprechend zwingen.
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11.04.2006 00:57 |
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Zitat: |
insbesondere daß Studium nicht einfach nur eine "bessere Berufsausbildung" ist |
In einer Zeit, in der Zehntausende Studienabsolventen auf der Straße stehen, sollte man sich schon mal überlegen, ob diese Ansicht nicht vielleicht verkehrt ist bzw. ob man vielleicht gerade vom alten Denken in dieser Hinsicht weg muss. Ich finde schon, dass ein Studium für bestimmte Berufsbilder qualifizieren muss und, dass man versuchen sollte, den Studienabsolventen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern.
__________________ .
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11.04.2006 09:46 |
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nekrad
Geheime Meisterin
Dabei seit: 30.12.2005
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Zitat: |
Original von [robson]
Zitat: |
insbesondere daß Studium nicht einfach nur eine "bessere Berufsausbildung" ist |
In einer Zeit, in der Zehntausende Studienabsolventen auf der Straße stehen, sollte man sich schon mal überlegen, ob diese Ansicht nicht vielleicht verkehrt ist bzw. ob man vielleicht gerade vom alten Denken in dieser Hinsicht weg muss. Ich finde schon, dass ein Studium für bestimmte Berufsbilder qualifizieren muss und, dass man versuchen sollte, den Studienabsolventen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. |
Nein, das meinte ich nicht.
Viele Leute denken, ein Studium so sowas wie Berufsschule, wo man mal ein paar Jahre hingeht, einen Zettel bekommt, und mit dem kann man sich dann um einen Job bewerben. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit, ein kleiner Teil.
Studium ist (zumindest für mich) ein Lebensabschnitt des Lernens und Forschens. Das geht nicht einfach so über 3 Jahre, wie das mit diesem Bachelor-Quark versucht wird. Da ist nicht einfach ein Startpunkt kurz nach dem Abi (evtl. mit Verblödungspause bei der Beamtenmiliz) und ein Endpunkt mit dem Diplomzettel. Solche Prozesse ziehen sich über viele, viele Jahre hin, und bei jedem Einzelnen nimmt das andere Wege an.
Natürlich muß man zwischendurch nicht nur von irgentetwas leben, sondern sollte auch Praxiserfahrung erwerben, die einem die Uni nicht geben kann. Ergo sollten Studium und verschiedene Jobs, vorzugsweise eigene Projekte / Unternehmen zusammengehören.
Gut, das funktioniert nicht überall (zB. in den Geisteswissentschaften sicher schwierig), aber was zB. die technischen Richtungen (insbesondere IT) betrifft, sollte das nicht das massive Problem sein.
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11.04.2006 13:51 |
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Raistlin
Battlesheep > Battleship
Dabei seit: 06.01.2005
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11.04.2006 13:55 |
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