Studium der Philosophie |
Raistlin
Battlesheep > Battleship
Dabei seit: 06.01.2005
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Original von Benedict
Meine Erfahrung nach sieben Jahren Studium: entweder Gott lebt in uns oder er ist tot und wir füllen den Hohlraum mit Bier, Drogen, endlosen Papierbergen an den Unis und bla, bla, bla.
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Wenn dies deine relevante Erkenntnis aus dem Studium ist, zeigt mir das nicht nur, dass sich das Studium wirklich nicht gelohnt hat, sondern auch, dass geistige Glatzleistungen offenbar keine Vorraussetzungen für das Meistern des Studiums sein müssen.
__________________ Ey yo, frisches Magazin, Business Waffendeals
Und wir lassen Fetzen fliegen so wie Disneys Aladdin
Ich bin betrügerisch, bei Drugdeals mit dir fühl' ich mich
Ähnlich wie ne Hausfrau, denn ich zieh den Lappen übern Tisch!
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14.02.2007 21:10 |
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ArtAndLife
Erhabener Ritter
Dabei seit: 12.01.2005
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Hm, es gibt viel zu kommentieren...
Vorneweg: ich studiere Bachelor, Hauptfach: Literatur - Kunst - Medien, Nebenfach: Philosophie in Konstanz...
@Benedict Du bestätigst mal wieder mein Bild von Lehramtstudenten... Meine Kinder werden von MIR unterrichtet... Und mit den sieben Jahren Studium würde ich mich nicht rühmen... Wer 14 Semester für n Lehramtabschluss braucht............
@VermissterTraum Das ist ja so unrealistisch von dir gedacht. Es gibt viel zu viel was es in einem Studiengang zu lernen gäbe. Man kann nie alles durchnehmen, zum Teil eben nicht mal anschneiden... Das ist ganz normal. Es ist immer wieder derart nervig, wenn irgendwelche Leute, nachdem ich erzählt habe was ich studieren, mich IMMER fragen ob ich diesen oder jenen Autor kenne, dieses oder jenes Bild oder diesen oder jenen Film. Ich kann nicht mal an nährend alle wichtigen Leute der vier Disziplinen kennen.
Und jetzt nochmal die immer wieder auftauchende Frage,
Was macht man mit einem Philosophie-(geisteswissenschaftlichem) Studium?
Also eigentlich ist es gar nicht so kompliziert:
Studiere ich Chemie, werde ich Chemiker...
Studiere ich Biologie, werde ich Biologe...
So läuft das also bei Naturwissenschaften.
Studiere ich Philosophie, werde ich Philosoph?
Studiere ich Literatur, werde ich?????
Bei Geisteswisschaften ist es also scheinbar anders...
Die Geisteswissenschaften sind als EIN Bereich zu sehen, in welchem man sich auf verschiedene Bereiche spezialisiert. D.h. wenn ich Medien studiere muss ich halt auch über Kognition bescheid wissen, d.h. ich muss mich auch mit Philosophie beschäftigen... Die Trennung untereinander ist in gewisser Art willkürlich.
Beschreibe ich die GW also als einen Bereich mit verschiedenen Auswüchsen muss man sich natürlich fragen, wie sich dieser eine Bereich beschreiben lässt. Und das ist auch gar nicht so schwer.
In jedem geisteswissenschaftlichen Studium lernst du (sofern man nicht scheitert)
- Informationen aufnehmen, strukturieren, wieder ausgeben
- Reflektieren (über Texte, ..., Entscheidungen, sich selbst)
- Texte lesen
- Texte schreiben
- Methodisches Vorgehen
- Gesellschaftliche Kompetenz
- Kulturelle Bildung
So, wenn jeder Geisteswissenschaftler ähnliche Kompetenzen entwickelt, hat das auch zu Folge, dass es EINEN Arbeitsmarkt für ALLE Geisteswissenschaften gibt. D.h. ob du Germanistik oder Philosophie studierst spielt für den Arbeitsmarkt später keine Rolle.
Damit negieren sich auch einige Klischees: Philosophie ist KEINE Brotlose Disziplin, Philosophie nährt NICHT nur den Geist, Philosophiestudenten werde NICHT Taxifahrer und es gibt NICHT nur Philosophieprofessor als Berufsziel...
Ein Philosophiestudium ist ein gleich hochwertiger Abschluss wie als Diplom Wasweißich. Und wenn du in Philosophie gut bist kannst auch problemlos mehr verdienen wie jeder BWL-Student.
Eine Sache noch: wenn du GW studierst, ist es sehr wichtig dass du viel neben dem Studium machst. Dich engagierst, Praktikas absolvierst usw. Es ist so, dass du im vorletzten / letzten Semester eigentlich schon wissen müsstest, bei welcher Firma es weitergehen wird. Connections sind alles? Das gilt für die GW um ein vielfaches multipliziert. Lediglich 5% (!!!!) aller Arbeitsplätze werden ausgeschrieben. 95% werden nie ausgeschrieben und sind nur durch connections zu erreichen.
D.h. es ist viel Engagement vom GW-Studenten zu bringen, dass man später einen guten Arbeitsplatz hat. Studierst du Chemie bist du von 8 - 20 Uhr in der Uni... Als GWler musst du viel mehr Initiative ergreifen, dich bewerben und dich einbringen...
@Mulciber: Zu deiner Kombination: Wenn das wirklich deine Wunschkombination ist, dann ist das bestimmt eine gute Wahl. Die Mathematik wird dir bei Philo viel helfen und umgekehrt :-)
Ist Informatik allerdings nur ein Alibi, weil dich das Taxifahrerklischee zu sehr verunsichert hat, dann lass es lieber bleiben.
Es ist sogar eine Tendenz zu verzeichnen, dass reine GW-Studenten besser ankommen, als Alibi-BWLer...
Ich hoffe ich konnte dir helfen, falls du noch fragen hast tu dir keinen Zwang an...
Liebe Grüße,
Manuel
__________________ Die Wirklichkeit bricht, durch die Kraft meines Herzens und so kann ich schweben, ganz lautlos und sacht.
- Samsas Traum: Heute Nacht ist mein Tag
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15.02.2007 01:07 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
Themenstarter
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Zitat: |
Original von Benedict
Also ich habe Philosophie und Katholische Theologie in Freiburg mit großem Gewinn studiert und bin KEIN Idiot der glaubt, die Welt sei erst 6000 Jahre alt. Das beste Mittel, um Vorurteile gegen das Katholische Christentum abzubauen ist ein paar Vorlesungen in Religionsphilosophie, Kirchengeschichte und Fundamentaltheologie zu besuchen, z.B. gerade in Freiburg. |
Mein Religionslehrer, ebenfalls katholisch, ebenfalls Freiburg studiert, war ebenfalls ein sehr offener Herr, gebildet, fröhlich, scherzlich, keine Dogmen usw. - aber hier in dem evangelischen (!) Ort ist das die Ausname, das gute Beispiel.
@ArtAndLife,
Großen Dank für die Beschreibung,
Ich bin mir bewusst, das Alibistudieren nichts nützt, das Problem ist, dass ich wirklich nicht weiß - wo auch immer ich in meiner Seele suche - was ich wirklich will, was die Welt mir bringen soll oder was ich der Welt bringen soll,
man könnte sagen, die Entscheidung zu studieren artet bei mir in der Entscheidung pro Leben, contra Leben aus und ich sehe vor lauter Wasser wenig Land, aber sollte bald etwas wissen,
Ich bin einmal gespannt, werde euch wissen lassen, wenn ich etwas weiß und wenn ich nichts weiß, sage ich es auch.
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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15.02.2007 07:44 |
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@Benedict Du bestätigst mal wieder mein Bild von Lehramtstudenten... Meine Kinder werden von MIR unterrichtet... Und mit den sieben Jahren Studium würde ich mich nicht rühmen... Wer 14 Semester für n Lehramtabschluss braucht............ |
Nunja, ich würde das nicht so verallgmeinern. Ich werde wahrscheinlich nicht ganz 14 Semester brauchen, aber doch zumindest an der Grenze kratzen.
Die Realität beim LA ist heute einfach so, dass man neben seinem eigentlichen Studium Einiges zu tun hat, ob es um Veranstaltungen des pädagogischen Begleitstudiums (bei mir 4), das ethisch-philosophische Grundlagenstudium (2 Veranstaltungen), das Lernen von Fremdsprachen (Altgriechisch), das Praxissemester (-1 Semester) geht, bei allem "verliert" man Zeit, die man z.B. als Bachelorstudent nicht "verliert".
Aber es sind ja nicht nur die absolut nötigen Dinge; wer von einem Geisteswissenschaftler verlangt, dass er sich in seinem Studium ein möglichst breites Wissensspektrum aneignet, wird ihm sicher nicht das dritte Fach (bei mir Deutsch), den Auslandsaufenthalt (-1 Semester Griechenland), den Besuch von Lehrveranstaltungen, die nicht direkt nur die eigenen Fächer betreffen (bei mir Alte Geschichte, Philosophie, Archäologie, Indogermanistik, allg. Sprachwissenschaft usw.), das weitere Erlernen von Fremdsprachen (Neugriechisch, Französisch, Italienisch) übel nehmen, oder?
Daher: Wenn man die Zeit, die man für's Studium braucht, nutzt, ist gegen eine Semesterzahl, die die Regelstudienzeit überschreitet, überhaupt nichts einzuwenden, im Gegenteil, es soll sogar Leute geben, die ihr Studium recht hurtig durchgezogen haben, dann aber trotzdem ohne fundamentale Kenntnisse in ihren Fächern dastehen. Mir und mit Sicherheit auch meinen Kindern und Schülern ist es lieber, wenn einer vor ihnen steht, der das beherrscht, was er vorgibt zu beherrschen, egal wie lange er dafür gebraucht hat.
__________________ .
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15.02.2007 09:18 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
Themenstarter
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Die Frage ist natürlich in welchem Zusammenanhang neues Wissen zur verlorenen Zeit steht, im Lehramtsstudium besteht nun die Möglichkeit ein breites Wissen zu erlangen und man sollte es auch nutzen, jedoch gerade wirtschaftlich gesehen ist heute gefragt immer früher in den Beruf einzusteigen.
Wenn ich dann neben neuen Sprachen und Auslandssemester, auch noch ein Lesesemester (sprich keine Vorlesung, nur Einlesung in Materie) belege und vielleicht am Anfang erstmal ein Jahr das falsche Studiere bis mir das einfällt was mein Leben bestimmen soll, dann wird es knapp, mit Geld und Zeit (und Zeit ist Geld), also Geld².
Auch wenn es jetzt dann wirklich in andere Bereiche geht, so ist meine Meinung nach nicht das Wissen das, was einen Lehrer ausmacht, sondern die Art und Form zu Lehrern und die Beziehung, welche er zu den zu Lehrenden aufbaut (oder auch nicht aufbaut), so würde ich es empirisch betrachten.
Wobei natürlich hier der Mittelweg wieder am idealsten ist, ein wunderbarer Lehrer ohne Kentniss ist ebenso unpraktikabel.
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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15.02.2007 13:32 |
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Ich weiss nicht, wie das in Deutschland aussieht, aber an der Uni Basel ist es so, dass Studenten der Geisteswissenschaften im Schnitt 8 Jahre haben, um ihr Studium zu beenden. Mehr ist also eher die Regel als die Ausnahme.
Die meisten Professoren raten einem dazu, ein Auslandsemester zu machen, mehr als nur das nötigste zu tun (=auch mal ne Arbeit mehr schreiben).
Ausserdem ist es auch normal, dass einem das Studium zum Hals raushängt und man ein Freisemester einlegt.
Nach marktwirtschaftlichen Prinzipien Geisteswissenschaften zu studieren find ich ab einem gewissen Grad grotesk....
Daher ist diese Äusserung
Zitat: |
jedoch gerade wirtschaftlich gesehen ist heute gefragt immer früher in den Beruf einzusteigen. |
allzu pauschal. Ich verweise auf den Post von ArtandLife. Berufserfahrung (Praktikas, Nebenjobs) ist auch ein wichtiger Punkt...
__________________ Wer ist gerufen, wenn der Mensch verreckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer ist der Retter und lebt ganz versteckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer macht das Paradies auf Erden perfekt?
Das Insekt! Das Insekt!
Kri kri kri, kra kra kra
das Insekt ist endlich da
um uns zu erlösen
von allem Bösen -
was wär' der Mensch,
wenn er nicht hätt'
das Insekt, das Insekt?
(Der Plan)
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15.02.2007 14:06 |
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Zitat: |
Original von ArtAndLife
@VermissterTraum Das ist ja so unrealistisch von dir gedacht. |
grml. unrealistisch? theoretische beispiele der wie ach allzuoft so realitätsfremden, weil größtenteils aus theorie bestehenden philosophie.
Zitat: |
Es ist immer wieder derart nervig, wenn irgendwelche Leute, nachdem ich erzählt habe was ich studieren, mich IMMER fragen ob ich diesen oder jenen Autor kenne, dieses oder jenes Bild oder diesen oder jenen Film. |
danke für die hilfreiche belehrung, ich war immer der überzeugung, dass man als germanistik/philosophiestudent einjedes werk deutscher sprache gelesen haben muss inklusive der übertragungen ausländischer philosophen.
und vorallem als student serieller musik muss man einjedes lehrendes bachwerk gespielt haben, auch wenn man schlagzeuger ist.
[/ende sinnfreien sarkasmus']
lg,
m.
ich erlaube mir noch folgenden bösen kommentar: jeder unter 20 hat natürlich keinen blassen schimmer von wie studieren ausschaut.
aber ich kann dich trösten: es wird immer genug nervende leute geben =)
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15.02.2007 14:27 |
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Alex
Groß-Pontifex
Dabei seit: 25.06.2006
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Ich bin zwar kein Philosophie-Student, aber als jemand, der mal von einer Natur- zu einer Geisteswissenschaft gewechselt hat, hilft dir vielleicht ja noch das Folgende bei der Entscheidung:
Es gilt für alle geisteswissenschaftlichen Studiengänge, dass sie ein hohes Maß an Eigenverantwortung voraussetzen (auch wenn dies im Zuge der Umstellung auf die BA/MA-Abschlüsse teilweise reduziert wurde). Das fängt schon bei den Stundenplänen an, die, von ein paar Pflichtveranstaltungen am Anfang abgesehen, große Freiheiten bieten. Das heißt aber auch, dass du selbst entscheiden musst, wo du die Schwerpunkte legst, was du eigentlich in deinem Studium lernst.
Ähnliches gilt auch für die Lehrveranstaltungen selbst, die zwar den Rahmen vorgeben, der aber von dir gefüllt wird; das heißt, dass du dafür verantwortlich bist, ob du die Texte gelesen hast, wo du nachschlägst, wenn du etwas nicht verstehst oder weitere Informationen willst. Genauso bist du, in Absprache mit den Lehrenden, für die Themen einer Hausarbeit verantwortlich und bearbeitest selbständig ein Thema, in das du dich einarbeiten musst.
Diese - meiner Meinung nach auch notwendigen - Freiheiten können dazu führen, dass man sich irgenwo in seinem Studium verliert und bedingen dann den Klischee-Geisteswissenschaftler im 29. Semester.
Überlege dir also, ob du dein Studium selbst organisieren kannst und willst oder ob dir eine strukturiertere Form der Bildungsvermittlung eher liegt.
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"Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnisvollen Nacht." - Novalis, "Hymnen an die Nacht"
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15.02.2007 19:43 |
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Benedict
Geheimer Meister
Dabei seit: 07.09.2006
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Kein Lehramtsstudent !!!!! |
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Ich hatte vergessen zu erwähnen:
1. Ich habe ein Diplom in Kath.Theol und einen Magister in Philo.
(Note 1,8) Habe ursprünglich gar nicht auf Lehramt studiert, bin auch kein PH-Ler
2. Ich war von den sieben Jahren ein Jahr im Ausland.
3. Ich bin bekennender IDIOT: Entweder es brennt ein Feuer in mir oder wie schon gesagt, bla, bla, bla,
Warum denkst du hat Philosophie das Image eines Laberfachs ? Weil es so weit weg ist vom LEBEN !!!!!
(a propos Nietsche) Wenn Philosophie nicht dich und die Gesellschaft verändert, z.B. christliche Philosophie, Frankfurter Schule, Anarchie, usw. bleibt es das Ge-dankenspiel einiger Intellektueller an den Unis.
Nach meinem Studium habe ich geheiratet und zwei Kinder bekommen, DAS verändert die Welt.
Benedetto
__________________ MDB
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23.02.2007 10:27 |
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wednesday
Geheime Meisterin
Dabei seit: 03.06.2007
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hallo ihr,
gibt es hier vielleicht jemanden, der philosophie studiert und annährend einen plan hat, was man nach ende des studiums damit anfangen könnte?
das problem ist, dass ich unglaublich gerne philosophie studieren würde, doch bisher konnte mir niemand so recht sagen, was man mit schliesslich damit anfangen kann, weder die, die es studieren, noch andere.
vielleicht hat auch schon jmd ein philosophiestudium abgeschlossen und einen job gefunden?
interessieren würde mich auch, welche themeninhalte das studium in etwa einschliesst.
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07.06.2007 17:15 |
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