Eure Lieblingsgedichte? |
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__________________ Wer ist gerufen, wenn der Mensch verreckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer ist der Retter und lebt ganz versteckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer macht das Paradies auf Erden perfekt?
Das Insekt! Das Insekt!
Kri kri kri, kra kra kra
das Insekt ist endlich da
um uns zu erlösen
von allem Bösen -
was wär' der Mensch,
wenn er nicht hätt'
das Insekt, das Insekt?
(Der Plan)
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05.07.2007 18:28 |
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Puuh.. ich bin ein großer Lyrik/Poesie Fan und könnte hier hunderte Gedichte, die ich liebe, aufzählen
Aber ich entscheide mich mal für Rilkes Panther. Ich bekomme beim Lesen jedesmal Gänsehaut. Und das soll schon was heißen.
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
(Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris)
...besonders die dritte Strophe finde ich unglaublich ergreifend. Allein von der Formulierung her. Das ist Kunst...
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"Was tun Sie", wurde Herr K. gefragt, "wenn Sie einen Menschen lieben?" "Ich mache einen Entwurf von ihm", sagte Herr K., "und sorge, daß er ihm ähnlich wird." "Wer? Der Entwurf?" "Nein", sagte Herr K., "der Mensch." (Brecht)
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23.09.2007 14:37 |
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Sollte man nicht immer den Autor dazuschreiben?
Und das ist ja eher ein Teil von nem Songtext (von Moody Blues, wie ich grade gesehen hab). Aber ist'n schöner Text.
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"Was tun Sie", wurde Herr K. gefragt, "wenn Sie einen Menschen lieben?" "Ich mache einen Entwurf von ihm", sagte Herr K., "und sorge, daß er ihm ähnlich wird." "Wer? Der Entwurf?" "Nein", sagte Herr K., "der Mensch." (Brecht)
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23.09.2007 16:32 |
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Zitat: |
Original von MissPsychoLogic
Sollte man nicht immer den Autor dazuschreiben?
Und das ist ja eher ein Teil von nem Songtext (von Moody Blues, wie ich grade gesehen hab). Aber ist'n schöner Text. |
Er hat schon längst ne PN und wird das sicherlich beim nächsten Log-In machen...
Und ja, man sollte immer den Autor dazuschreiben.
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People are more violently opposed to fur than leather because it's safer to harass rich women than motorcycle gangs.
The single biggest problem with communication is the illusion that it has taken place. - George Bernard Shaw
My opinions may have changed, but not the fact that I am right. - Ashleigh Brilliant
Just remember: if the world didn't suck, we'd all fall off.
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23.09.2007 17:09 |
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alexiel
~kleiner engel fluegellos~
Dabei seit: 09.01.2005
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@MissPsychoLogic: wunderschoenes Gedicht, haettest du es nicht gepostet, ich haette es eingefuegt, aber doppelt muss es ja nicht hier im Thread stehen
Eines meiner Lieblingsgedichte heißt "The Ticket" ... Leider liegt es bei meinen Eltern und nachdem mir der Autor entfallen ist find ichs nicht im Internet. Es geht um einen Menschen, der ein Ticket findet , es ohne Grund aufbewahrt, danach stirbt und nach dem Tod nach diesem Ticket gefragt wird ...
Emily Dickinson:
Hope is the thing with feathers
That perches in the soul,
And sings the tune without the words,
And never stops at all,
And sweetest in the gale is heard;
And sore must be the storm
That could abash the little bird
That kept so many warm.
I've heard it in the chillest land,
And on the strangest sea;
Yet, never, in extremity,
It asked a crumb of me.
Rainer Maria Rilke:
Ich ließ meinen Engel lange nicht los
Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.
Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Tod der Geliebten
Er wusste nur vom Tod was alle wissen:
dass er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,
hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, dass sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:
da wurden ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt; er ließ die andern reden
und glaubte nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße -
Und tastete es ab für ihre Füße.
__________________ Kellerkind
„Da mihi animas, caetera tolle”
Gen 14,21
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09.03.2008 21:25 |
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nessa
Groß-Pontifex
Dabei seit: 19.10.2005
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hm ich finde dieses Gedicht hat was.
Erich Kästner
Sachliche Romanze
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wußten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
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09.03.2008 22:15 |
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gothykk
Hermaphrodit
Dabei seit: 27.12.2007
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Mein Favourit - Der Tod der Geliebten - wurde bereits genannt.
Mhm
- ist doch meins...
Zitat: |
Tränen, Tränen, die aus mir brechen
Rainer Maria Rilke
Paris, Spätherbst 1913
Tränen, Tränen, die aus mir brechen,
Mein Tod, Mohr, Träger
meines Herzens, halte mich schräger,
daß sie abfließen. Ich will sprechen
Schwarzer, riesiger Herzhalter.
Wenn ich auch spräche,
glaubst du denn, dass das Schweigen bräche?
Wiege mich, Alter. |
__________________ Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
· [ Johannes Brahms ] ·
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von gothykk: 09.03.2008 23:31.
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09.03.2008 23:29 |
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Ich bin ein großer Heine-Fan (Selbstironie, wie ich dich liebe!), kann mich aber beim nachfolgenden Gedicht nur an Textzeilen, nicht aber an den Titel erinnern. Kennt ihr ihn zufällig?
"Da lob ich mir den Orkus fast
Dort plagt uns nirgends ein schnöder Kontrast
In Proserpinens verdammten Domänen
Ist alles im Einklang mit unseren Tränen"
Das ist soweit ich mich erinnern kann ein eher mittiger Vers auß einem ernst-komischen Gedicht über eine unglückliche Liebeskonstellation. Findet den Titel und ich poste es, ist echt lesenswert!
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17.03.2009 15:51 |
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