Jack or Jive
Es ist mal wieder Zeit für eine kleine Bandvorstellung. Zum einen da das hier besprochene Projekt dieser Tage ein neues (und sehr gutes) Album veröffentlicht hat, zum anderen scheint Musik aus Japan bei einigen Usern hier ja recht geschätzt zu sein, und da halte ich es für eine gute Sache auch mal etwas szenerelevante Musik aus dem Land der aufgehenden Sonne vorzustellen.
Jack or Jive bestehen aus Chako und Makoto Hattori. Musikalisch aktiv ist das Duo bereits seit 1989. Stilistisch kann man Jack or Jive irgendwo im weiten Feld zwischen Heavenly Voices (manchmal zumindest), Experimenteller Musik und Ambient einordnen. Die faszinierenden, oft sphärischen Kompositionen werden geprägt durch Chakos eindrucksvolle Ausnahmestimme, mal sanft, mal agressiv, mal schrill bis zur Schmerzgrenze. Eine Beeinflußung durch traditionelle japanische Musik ist bisweilen ebenfalls spürbar, die Texte sind jedoch auch für Japaner nicht unbedingt verständlich. Chako bedient sich meißt einer Phantasiesprache, die Stimme wird also vor allem als reines Instrument eingesetzt. Überhaupt lebt die Musik vor allem durch die vermittelten Stimmungen, Themen und Inspirationen sind allenfalls durch die Titel erkennbar. So war das Album „Kenka – Devoted Flowers“ bspw. den Opfern des Erdbebens von Kobe gewidmet, „Worry about the Country“ nimmt Bezug auf den Niedergang der traditionellen japanischen Kultur. Hier sind dazu passend auch Ausschnitte aus Yukio Mishimas Ansprache vor seinem rituellen Selbstmord (Seppuku) 1970 zu hören.
Menschen die sich gerne einmal zurücklehnen um einfach in Musik zu versinken und sich darin treiben zu lassen, mit einem gewissen Anspruch versteht sich, seien Jack or Jive damit dringlich empfohlen. „Szenegänger“ die Musik rein nach „Tanzbarkeit“ bewerten werden wohl weniger glücklich werden, wenngleich Jack or Jive seinerzeit mit dem Song „A March for new European“ (vom Album „Mujyo“) in Deutschland auch einen kleinen schwarzen Clubhit verbuchen konnten. Aber für diese Klientel ist die Tonkunst der beiden Japaner auch definitiv nicht gedacht.
Wer die Möglichkeit hat einmal eines der raren Europakonzerte der Band zu erleben sollte sie nutzen. Es ist nach meiner persönlichen Erfahrung ein absolut eindrucksvolles Erlebnis.
Hörproben gibt es auf Homepage und Myspace-Seite der Band.
 
Diskographie:
1991 Prayer (CD)
1992 Dura(2) Du –To your Rise 7“
1992 Mujyo CD
1993 Yukigafuru CD (unter dem Namen „Seclusion“, mit Christoph Heemann (HNAS))
1994 Kagura – Live in Tokyo CD
1994 Picture of a Dancer MCD (als “Jack or Jive Lights”)
1994 A Solo Exhibition CD (als “Jack or Jive Lights”)
1996 Ebb & Flow CD (Chako Solo)
1997 Kenka – Devoted Flowers CD
1998 A Carrier Pigeon 7”
1998 Tidal Current MCD
1999 Mujyo CD (Rerelease mit Bonustracks)
1999 The Earth CD
1999 Prayer CD (Rerelease mit Bonustracks)
2000 Kismet CD
2000 Opera – Legend of Biwako LP
2000 Gyakkou 10”
2002 Towards the Event Horizon CD-Box
2002 Soleil CD (Jack or Jive & GOR)
2004 Life LP
2004 Kenka – Devoted Flowers CD (Rerelease mit Bonustracks)
2004 Absurdity CD
2005 Face the Music CD (Live in Paris, Limited Edition)
2005 Mei-Jyu CD (Jack or Jive & Alio Die)
2006 Issin 1988-2006 CD3CD-Box
2008 Kakugo CD
__________________
Die Zeit lässt sich nicht anhalten; es gibt keine weise Umkehr, keinen klugen Verzicht. Nur Träumer glauben an Auswege. Optimismus ist Feigheit.
(Oswald Spengler)
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Zimmerit: 04.04.2008 13:06.
|
