Aspekte des Guten: Niedere Beweggründe. Eine Entwertung ? |
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Aspekte des Guten: Niedere Beweggründe. Eine Entwertung ? |
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Hallo zusammen !
Ich denke gerade über folgende Frage nach:
Wenn jemand Gutes tut, jedoch aus unausgesprochenen niederen Beweggründen, nicht aus der Absicht heraus, tatsächlich eine Wohltat zu vollbringen, entwertet dies den Akt, oder ist die Tat ebenso respektabel als wäre sie in bester Absicht vollbracht worden ? Die Wirkung, das Ergebniss, ist also das Gleiche, nur der Gedanke dahinter ist ein anderer. Real würde dies niemal offenbart, rein als hypothetische Fragestellung.
Ein Beispiel: Ein Mann hasst seinen Vater. Das Verhältniss ist unrettbar, es gibt nur noch Bitterkeit zwischen den beiden Männern. Der Vater ist nach Deutschland eingewandert, vor Jahrzehnten, und da sein Leben hier anders verlaufen ist als geplant vermisst er seine Heimat - ist jedoch finanziell an Haus & Banken etc gebunden ( und Besitz ist ihm wichtig ), auch wenn er seine Frau verlassen hat ( die Ehe wurde noch nicht geschieden, es herrschen zu viele Verwicklungen vor ) und mit neuer Partnerin lebt. Jetzt kommt der Sohn unerwartet zu grossem Wohlstand und bietet seinem Vater an, ihm in seiner Heimat einen Gutshof einzurichten, mit genug Geld um den Rest seines Lebens in einer Welt seiner Wunschträume zu leben. Dies wäre exakt, wovon der Alte träumt - eine gute Tat. Der Sohn tut dies jedoch aus niederen Beweggründen - er bezahlt seinen Vater quasi aus, damit dieser endlich aus seinem Leben und dem seiner Familie verschwindet. Ein Köder.
Ist es dennoch eine gute Tat, dem Alten seinen grössten Traum zu erfüllen ?
Hier würde mich insbesondere die Meinung gläubiger Christen / andere fromme Menschen interessieren, so es die hier gibt - immerhin beansprucht diese Religion ( wie viele andere ) eine gewisse Autorität im bewerten von Gut und Böse und des Wertes von Taten.
Aber selbstverständlich sind mir alle Meinungen willkommen.
LG
Dlardrageth
__________________ Entropy needs no maintenance.
Wer die Wahrheit sagt, sollte immer einen Fuss im Steigbügel haben !
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26.08.2008 07:29 |
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also hier meldet sich erstmal ein unchristlicher Leser *g
die gute Tat bleibt gut in meinen Augen
denn sie tut auch dem Sohn gut, der hat dann seine Ruhe
und wieso sollte es ein niederer Beweggrund sein, wenn er endlich seinen Frieden will?
nö nö
es ist beiden damit gedient
passt
__________________ alles fließt...
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26.08.2008 08:54 |
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Ich muss sagen diese Frage spaltet mein Gemüt einerseits find ichs gut, andererseits find ichs irgendwo sowas von traurig und nicht richtig das ich irgendwie zwischen drin stehe und keine ahnung eigentlich hab was ich darüber denken soll.
Also ich bin mir nicht sicher aber ich glaube ich finds halb halb, irgendwo scho ne entwertung andereseits wieder nicht.
Naja Christ bin ich auch keine, ich bewege mich im Buddhismus.
__________________ Lebe, der Tod kommt schnell genug
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26.08.2008 10:29 |
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Dlardrageth
Geheimer Meister
Dabei seit: 25.07.2007
Themenstarter
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Hm ? Warum spaltet das ? Ich meine, dass Menschen sich in jahrelangen Entwicklungsprozessen entzweien ist ein alltägliches Phänomen, und je geringer das gegenseitige Verständniss wird desto grösser wird die Wahrscheinlichkeit, dass Aggressionen und Bitterkeit auftreten. Solange es noch Verbindungen gibt, die diese Menschen aneinander fesseln - wie bspw die genannten familiären Bande, die als unerledigte Altlasten weiterbestehen - wird diese Spirale weiterhin abwärts führen und letzten Endes alle Beteiligten belasten.
Wenn sich jetzt einer davon unerwartet in der Lage findet, aus dem Kreislauf auszubrechen, ist es doch relativ verständlich dass er`s auch tut, oder ?
Nur das "Wie" steht dann zur Disposition. Wenn die logische Schlussfolgerung ergibt, dass die Gewalt / Einschüchterungs-Methode zur Vertreibung einer unliebsamen Person zwar finanziell wesentlich billiger, langfristig ( durch legale Probleme, und je nach moralischer Ausrichtung Gewissensbisse ) aber mit wiederkehrenden Schwierigkeiten behaftet ist, bietet sich die Köder-Methode ja an. Insbesondere, wenn der höhere Kostenfaktor kein Problem darstellt.
Im Sinne von "Hier, ich schenke Dir Deinen Traum. Ich erwarte dafür, dass ich Dein Gesicht niemals wieder sehe. Geh."
Die Bewertung der Tat an sich hat mit der Erwägung dahinter nur periphär zu tun - es ist schlicht ein Abwägen zwischen der Wertigkeit von Ursache und Wirkung, Auslöser und Ergebniss.
__________________ Entropy needs no maintenance.
Wer die Wahrheit sagt, sollte immer einen Fuss im Steigbügel haben !
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von Dlardrageth: 26.08.2008 11:30.
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26.08.2008 11:28 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Du stellt hier die Frage nach dem moralisch Guten.
Die sich natürlich auch umdrehen lässt, und zwar in den Fall, wo ich jemand Gutes tun möchte, jedoch Schlechtes tut.
Ein Beispiel (von einem Herrn B. erfunden), ein Ninja kommt und möchte einen Freund töten, du hast (natürlich) einen Ninjastern dabei und möchtest den Ninja abwerfen, verfehlst jedoch und tötest dabei deinen Freund,
was wohl absolut schlecht ist - aber es war die geplant gute Tat um den Freund zu retten.
Im Endeffekt stehen sich verschiedene Maßstäbe gegenüber, zum einen wäre da der Ultilitarismus, der aussagt, dass genau die Folge eine Tat gut ist, auch die Deontologische Ethik geht in diese Richtung, weil sie einfach "Taten" behandelt und nicht direkt ihre Beweggründe.
Betrachten wir dabei zB. Kant, so können wir ein interessantes Paradoxon aufzeigen;
angenommen ein Mann leiht dir ein Messer - dann wäre die einzige moralisch richtige Tat, dieses Messer zurückzugeben (Moralsatz "was man leiht, gibt man zurück"), jedoch wird der Mann in der Zeit, wo man das Messer besitzt wahnsinnig und so wäre es schlecht ihm das Messer zurückzugeben, man müsste fürchten, dass er sich selbst oder andere verletzt damit.
Was tun?
Ein normaler Mensch würde nun (siehe Deontologische Ethik) sagen, das "Verletzten" ist moralischer falscher als das Brechen des Satzes "was man leiht, gibt man zurück",
nach Kant wäre aber wohl richtiger so zu handeln:
Man gibt dem Menschen das Messer zurück und nachdem man das getan hat wird man es ihm sofort wegnehmen oder ihn davon abhalten jemand damit zu gefährden.
Klingt absurd - aber so absurd sind Betrachtung über absolut Gutes.
Du wirst dich fragen müssen ob es bevor etwas getan wird überhaupt möglich ist auszusagen ob die Tat gut ist,
angenommen zB. der Vater freut sich und denkt sich "ach, er will mich loswerden, aber das ist mir egal" - dann wäre doch nicht so viel schlechtes, aber wenn er denkt "ich will lieber meinen Sohn sehen als mein Lebenstraum"?
Wenn der Sohn nun den Vater nachdem er ihn nicht mehr sieht vermisst - im Sinne von "immer war er mir ein Dorn im Auge, aber jetzt wo der alte Kerl nicht mehr hier ist, so vermisse ich ihn doch",
ergo alle Möglichkeiten, die eine Tat mit sich bringen, kann der Mensch nicht betrachten (das gilt übrigens für alle Prozesse und nicht nur für solche weittragende).
Moral ist im Bereich der Gefühle immer sehr schwer zu betrachte, logische Moral ist natürlich angenehmer.
Ich denke (christlich, auch wenn ich keine Christ bin) müsste man folgendes sagen:
"Ehre deine Eltern", daraus folgt:
1) Versuche dich mit deinem Vater zu versöhnen.
2) Sorge dafür, dass es ihm gut geht.
Beides widerspricht sich nicht, denn die Distanz verhindern ja nicht eine Auseinandersetzung und eine mögliche Versöhnung (vielleicht ermöglicht sie sie sogar) und so gesehen wäre seine Tat nicht christlich,
außer sein Vater ist kein Christ, denn unchristliche Eltern (siehe Jesus und seine Familie) sind irgendwie nicht so wichtig wie die Jünger ...
Wobei hier "Gott" (bzw. die Bibel) hier eine absolute Norm setzt.
Man müsste natürlich um die Frage abschließen zu behandeln aufzeigen, dass dem Vater nicht sein Lebenstraum zu erfüllen um nicht egoistisch zu handeln auch keine gute Tat sein muss, solange sein Vater zB. möchte, dass sein Sohn egoistisch handelt, nur damit er den Traum erfüllt bekommt.
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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26.08.2008 14:21 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
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Es gibt keine absolute Instanz, die eine Handlung als gut oder böse bezeichnen kann. Moralisch ist, wie die Wortherkunft schon erkennen lässt, das was "üblich" ist, und richtet sich demnach nach den Gepflogenheiten der Gruppe, die die Moral aufstellt. Was gestern unmoralisch war, kann heute, morgen oder gestern schon auf der anderen Seite der Erdkugel als höchst moralisch angesehen werden.
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26.08.2008 14:30 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Die Feststellung, dass sich Moral verändert ist natürlich korrekt (und auch begrüßenswert), muss jedoch nicht logisch zur Folge haben, dass es keine absolute Moral gibt, sei es von Seiten einer überirdischen Gewalt, ein Naturprinzip (wie das Gewissen) oder eines aus der Vernunft sich erschließbares Prinzip.
Das Argument, dass sich Moral verändert greift deswegen nicht, weil ein feste Instanz nicht sichert, dass sich alle daran halten müssen, eine Nation mit einem bestimmten Kodex kann sagen "Wir haben den Schlüssel und ihr alle habt Unrecht",
so passiert es zB. mit den Menschenrechten, von denen wir (hoffentlich) ausgehen, dass sie universell sind und gültig, durch die Vernunft vollständig einsichtig und manche Nationen hinken dem hinterher,
nun zu sagen "Ach, jeder darf sich da was zusaummenbauen und wenn ihr X das nicht gut findet, dann ist das ok", das führt zu einem Relativismus, der - so empfinde ich - gefährlich ist.
[für X setze Chinsen ein, aber auch gerne mal Amerikaner und Fanatiker jeglichen Glaubens]
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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26.08.2008 14:40 |
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Dlardrageth
Geheimer Meister
Dabei seit: 25.07.2007
Themenstarter
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Weia !
Ihr Extremos.
Ok, ihr habt mich irgendwo unterwegs verlohren.
Schuld is der Rouge de Ordinaire.....
Ich glaub ich les es morgen nochmal.
*Kopf auf Tisch knall*
*Zzzzzzzzzz*
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26.08.2008 18:45 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Zitat: |
Original von Dlardrageth
Weia !
Ihr Extremos.
Ok, ihr habt mich irgendwo unterwegs verlohren.
Schuld is der Rouge de Ordinaire.....
Ich glaub ich les es morgen nochmal.
*Kopf auf Tisch knall*
*Zzzzzzzzzz* |
Eigentlich nicht - deine Frage lässt sich eben nur nicht mit "ja" oder "nein" beantworten - und das ist gut so.
Darfst auch gerne Fragen stellen.
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(Roland Barthes)
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26.08.2008 18:59 |
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