Ja, nun. Der Text ist zum einen tatsächlich partiell etwas unkritisch, zum anderen auch etwas ungenau, da wird einiges zusammengeschmissen was nicht direkt zusammengehört und auch einiges behauptet was die Künstler selbst weit von sich weisen würden (der Bezug des Namens "Death in June" auf den Tod Ernst Röhms bspw. gehört eigtl. zu den linksradikalen Mythen um diese Band, ein solcher Bezug wurde von Douglas und seinen Mitstreitern immer vehement bestritten. Überhaupt spielen WK2 und Co nur auf dem allerersten Album ("The Guilty have no Pride") eine stärkere Rolle). Current 93, dieses Sammelsurium unterschiedlichster Einflüsse, Ideen und Mythologien, auf ein Lied herunterzukürzen ist auch hart. Allgemein sieht der Verfasser, so scheint mir, nur einen Aspekt dieses ganzen Musik-Bereichs, eben den welchen die Linksextremen auch stets nur sehen und so böse finden, er bewertet ihn nur anders.
In einem Punkt hat er allerdings tatsächlich recht, nämlich daß eben die Beschäftigung mit allem möglichen Interessanten, Obskuren und Finsteren, jenseits irgendwelcher Tabus oder politischer Korrektheiten, einstmals für diese Szene im gesamten eigentlich recht typisch und prägend war. Und daß sie, wenn sie dem Anspruch einiger sich vor allem links verortender Weltverbesserer stattgäbe, ihren Charakter verlieren würde. Im Grunde genommen passt denen nämlich einiges nicht ins Weltbild: Mystizismus und Okkultismus (widerspricht einem "aufgeklärten" Weltbild), Todesfaszination (ganz böse, das kultivierten die Faschisten auch), Misanthropie und allgemein zumindest innere Distanz zur "normalen" Gesellschaft (elitäre Haltung, nicht egalitär, ganz schlimm), ja selbst der gelegentliche Hang zu Sadomasochismus und Co (nicht emanzipiert, vordergründig keine "Gleichheit" der Beteiligten, es gab tatsächlich mal ein "antifaschistisches" Pamphlet in welchem erklärt wurde warum SMler sowas wie verkappte Faschisten sind), das kann alles als "höchst bedenklich" interpretiert werden. Muß man aber eben nicht so interpretieren, und man sollte Leute die das zwanghaft so tun auch möglichst keine Deutungshoheit zugestehen, bzw. ihnen einfach ins Gesicht lachen.
Nur so als Anmerkung, das heißt nicht daß man reale totalitäre Strömungen begrüßen oder hinnehmen soll, keineswegs. Aber eben auch nicht daß man bei allem was thematisch vielleicht von manchem als nicht ganz PC empfunden werden könnte zurückschrecken muß.
__________________
Die Zeit lässt sich nicht anhalten; es gibt keine weise Umkehr, keinen klugen Verzicht. Nur Träumer glauben an Auswege. Optimismus ist Feigheit.
(Oswald Spengler)
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Zimmerit: 25.06.2009 19:58.
|
