Hirntod |
raziel
Geheimer Meister
Dabei seit: 08.10.2005
|
|
Hallo Leute,
ich bin heut ein wenig in der Wikipedia gesurft und habe dabei u.a. den Beitrag über Hirntod gelesen.
Das hat mich ein wenig nachdenklich gemacht.
Zitat: |
In diesem Zusammenhang wird gerne ein Fall zitiert, in dem eine in der 15. Woche schwangere Frau nach Hirntod noch 5 Wochen am 'Leben' erhalten wurde, bei normalem Wachstum des Fetus. Was für den Laien etwas unverständlich ist erklärt sich aber, da ja durch die Gerätemedizin der Körper der Frau und damit auch der Uterus in seiner Grundfunktion erhalten bleibt. |
Eine hirntote Frau kann also ein Kind gebären.
Dazu kamen mir spontan 4 Fälle zu denen ich gerne eure Meinung hören wollte.
Fall 1:
Ein Mann und eine Frau lieben sich sehr und sind schon seit Jahren verheiratet. Sie wünschen sich beide Kinder, aber erst in einigen Jahren. Da der Mann einen gefährlichen Beruf ausübt entschliessen sie sich sein Sperma konservieren zu lassen.
Nach einigen Jahren stirbt der Mann auf tragische weise und da die Frau ihn sehr geliebt hat und sich noch "etwas von ihm wünscht", entschliesst sie sich von seinem eingefrorenem Sperma befruchten zu lassen.
Fall 2:
Ein Mann und eine Frau die schon länger zusammen leben erwarten ein Kind. Inmitten der Schwangerschaft haben sie einen schweren Unfall den er zwar unbeschadet übersteht aber bei seiner Frau wird der Hirntod diagnostiziert. Die Ärzte geben ihm keine Hoffnung mehr dass Sie wieder aufwacht, aber dem Fötus geht es gut.
Darf die Frau am leben erhalten werden bis Sie das Kind geboren hat?
Fall 3:
Ähnlich dem zweiten Fall liegt eine Frau mit dem Hirntod im Krankenhaus. Allerdings ist die Frau nicht schwanger. Darf der Mann der sie liebt und sich ein Kind von ihr wüncht sie schwänger und sie am Leben erhalten lassen bis das Kind auf der Welt ist?
Fall 4:
Darf ein Mensch der im Hirntod liegt und einen Organspendeausweiss besitzt "ausgenommen" werden?
(Dazu untenstehende Geschichte)
Quelle
Zitat: |
Mein Sohn hatte 1997 einen Unfall. Er war schwer verletzt und wurde noch am Unfallort künstlich beatmet. Im Krankenhaus wurde er am Kopf operiert, aber die Gehirnblutung hatte unwiderruflichen Schaden angerichtet. Er lag im Koma. Wir, das heißt seine Frau und meine Tochter, mein Mann und ich, erfuhren schon am ersten Tag, dass er keine Überlebenschance hatte. Nachdem wir diese Nachricht von der ihn behandelnden Ärztin bekommen hatten, sagte mein Mann beim Weggehen: „Dann wird bestimmt die Frage nach einer Transplantation gestellt werden.“ Dieser Satz erschreckte mich, ich verdrängte ihn aber. Der Abschied von meinem Sohn, der in ein künstliches Koma versetzt worden war, stand bevor und brauchte jede vorhandene Kraft. Wir kämpften dafür, dass wir so oft wie möglich bei ihm auf der Intensivstation sein konnten. |
Zitat: |
Erst zwei Tage später sprach die Oberschwester der Intensivstation uns an und sagte: „Sie haben eine gute Entscheidung getroffen mit der Transplantation.“ Ich erschrak und protestierte: „Aber wir haben uns doch gar nicht entschieden.“ Es stimmte, wir hatten nicht darüber geredet. Wir setzten uns zu viert zusammen und sprachen darüber. |
Zitat: |
Wir teilten unsere Entscheidung den Ärzten mit. Man informierte uns, dass zuerst die Medikamente, die das künstliche Koma herbeigeführt hatten, abgesetzt würden. Dann könne man durch Tests den Hirntod feststellen. |
Zitat: |
Ein junger Arzt kam und sagte zu uns: „Kommen Sie bitte. Es könnte zu Ende gehen.“ Wir saßen bei unserem Sohn am Krankenbett. Ich sagte unhörbar zu ihm: „Du schaffst es, bitte stirb.“ Eine Krankenschwester kam dann, hantierte wortlos an ihm herum und ließ der Einfachheit halber eine Kanüle in seinem Arm stecken. Ich hatte den Impuls, ihm die Schläuche herauszureißen. Natürlich habe ich es nicht getan. Von nun an war klar, dass es nicht mehr um sein Leben ging, sondern um die Erhaltung seiner Organe. |
Zitat: |
Unser Sohn bekam fast hundertprozentigen Sauerstoff, weil seine Lunge zu versagen drohte. Kurz vor der zweiten Hirntodfeststellung sahen wir ihn zum letzten Male lebend. Er war auf den Bauch gedreht worden, um die Lunge zu entlasten, und war kaum zu erkennen. |
Zitat: |
Es wurde uns eine Liste vorgelegt, in der wir die Organe, die ihm entnommen werden durften, ankreuzen konnten. Ich erinnere mich, dass die Transplantations-Koordinatorin nachfragte, ob wir wirklich sein Herz freigeben wollten. Mit dieser Entscheidung könne ich später Probleme haben. Sie muss meine inneren Vorbehalte gespürt haben. Erst später habe ich gemerkt, dass mein Vorbehalte sich auf die gesamte Organentnahme bezogen. |
Zitat: |
Wir entschieden uns für die Freigabe von Herz, Leber, Pankreas und Nieren, aber gegen die Entnahme der Augenhornhäute. |
Zitat: |
Es gibt Schlimmeres als den Tod. Wie wir mit Sterbenden umgehen, wie wir mit Mitmenschen umgehen, ist schlimmer als der Tod. Der Respekt vor dem Einzelnen wird zurückgedrängt zugunsten des Nützlichkeitsprinzips. |
Das war jetzt ein bischen viel, vielleicht haben sich auch 2 Themen überschritten Sorry, aber trotzdem ein interesantes aber heikles Thema.
liebe Grüsse
razi
__________________
!~ Jag tänka, så vara jag ~!
Jeder Tag kann mein bester sein - jeder Tag mein letzter sein.
(Das ist meine Welt, ihr gehört nur dazu)
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von raziel: 27.12.2005 21:30.
|
|
27.12.2005 21:30 |
|
|
iseult
Groß-Pontifex
Dabei seit: 04.04.2005
|
|
Fall 1:
ich finde dagegen ist nichts einzuwenden, denn im prinzip sind sich die beiden ja darin einig, was sie wollen....
und ich denke das kind würde mit sehr viel liebe großgezogen werden..
das einzige problem das entstehen könnte, ist das die mutter in ihrem sohn dessen vater sieht, und weniger eine eigenständige person (sehr nett nachzulesen im "Parzival".
Fall 2:
ich finde ja...
wenn es möglich ist das kind lebend und besser noch gesund zur welt zu bringen, hat es das gleiche lebensrecht wie jeder andere.
menschen werden auch ohne dass sie ein kind in sich tragen am leben gehalten, obwohl sie nie wieder aufwachen werden...
ein kind zu retten wäre für mich ein ausreichender grund einen ohnehin bevorstehenden tod hinauszuzögern...
Fall 3:
NEIN! ich finde das kommt einer v*rg*w*lt*g*ng gleich...
keine frau darf ohne ihr einverständnis geschwängert werden.
allein schon bei dem gedanken kommts mir hoch
und so ein mann ist für mich ein monster, ein perversling..
auch ist das nicht zu vergleichen mit fall zwei, wo schon neues leben entstanden ist, und die mutter sich schon freiwillig entschieden hat mutter zu werden, und auch wollen würde, das ihr kind überlebt..
Fall 4:
ich denke ja...
jeder sollte selber entscheiden dürfen, was nach seinem tod mit seinem körper geschieht..
und wenn er bei körperwelten ausgestellt werden will..(was ich wesentlich schlimmer finde als organspenden)..dann müssen seine verwandten das eben aktzeptieren...
ich darf mein leben so leben wie ich will, ich lebe nicht für meine angehörigen.
und ich sterbe auch nicht für sie.
es würde wohl keiner auf die idee kommen, zu fordern, dass jemandem, der vor seinem tod ausdrücklich schriftlich festgelegt hat, das er das NICHT will, seine organe entnommen werden..
genauso sollte keinem toten das spenden seiner organe verweigert werden, sofern er das als für sich richtig empfunden, sich freiwillig dafür entschieden und diese entscheidung schriftlich bestätigt hat.
__________________ eleganz ist das küken der ästhetik
|
|
27.12.2005 22:08 |
|
|
plushy
persona non grata
Dabei seit: 14.07.2005
|
|
Ich schließe mich ohne Vorbehalte iseult an!
Fall 3 ist schon sehr utopisch, oder? Glaube kaum, dass das überhaupt erlaubt ist.
__________________ blah, blah...
|
|
30.12.2005 12:48 |
|
|
smultron
Geheime Meisterin
Dabei seit: 29.12.2005
|
|
Zu den Fällen kann ich mich Iseult nur anschließen.
Ansonsten: Der Besitz eines Organspenderausweises sagt im Prinzip nichts aus, darauf kann man auch ankreuzen, dass man auf gar keinen Fall Organe spenden möchte. Oder welche man nicht spenden möchte. Ich finde, diese Entscheidung ist im Grunde das wichtigste, denn wenn was passiert, sie den Verwandten zu überlassen, ist ziemlich anstrengend für diese. Bei der Entscheidung sollte man vielleicht auch erst mal auf die Frage eine Antwort finden, ob man selbst ein gespendetes Organ annehmen würde...
|
|
30.12.2005 14:22 |
|
|
|
also ich weiß nicht, aber ich stelle mir gerade die frage, wie groß der unterschied ist wenn eine frau sich ein kind von ihrem toten mann wünscht und wenn ein mann sich ein kind von seiner hirntoten frau wünscht.. (lassen wir dabei mal außeracht dass sie sich zusammen vorher schon wenigstens für die möglichkeit eines zukünftigen kindes entschieden haben - aber wer weiß, vlt haben die personen aus dem 3. fall das auch getan?)
natürlich ist der gedanke eklig, dass eine sozusagen tote frau noch geschwängert wird.. aber wie muss es sein, ein kind von jemandem auszutragen, der ebenfalls tod ist?
generell würde ich dem bisher gesagten zustimmen, es ist erst bei dieser art von überlegung dass mir die frage kommt ob der unterschied wirklich so groß ist..
|
|
30.12.2005 20:59 |
|
|
|
ich halte es für verantwortungslos eine Tote, künstlich am Leben erhaltene Frau ein Kind auszutragen lassen
das Kind bekommt doch alles mit
ich hätte Angst das Kind hat nen Hau wenns auf die Welt kommt
in dem Fall, dass es noch 5 Wochen war bis es kam, weiß ich ned wie ich entschieden hätte
evtl. gleich Geburt durch Kaiserschnitt? ich weiß es einfach nicht...
__________________ alles fließt...
|
|
30.12.2005 21:36 |
|
|
|
hmmm Fall 3 :
Mir völlig unverständlich ,wie man auf so eine Idee kommen könnt ..... allerdings wenn der mann im Koma liegt und die Frau von ihm schwanger werden will .... gibts da bestimmt weniger mecker oder ?
__________________ In jeder Seele tief vergraben , steckt auch böses
|
|
30.12.2005 21:38 |
|
|
iseult
Groß-Pontifex
Dabei seit: 04.04.2005
|
|
@hrabnarwen : 5 wochen sind ganz schön viel...
das kind hat eher nen schaden, wenn es perkaiserschnitt zu früh auf die welt kommt, als wenn es ausgetragen wird..
sogar 1-2 wochen machen einen unterschied.
an sollte doch versuchen, leben zu retten, wenn es denn möglich ist..
wenn der mann das kind mit der frau sterben lassen würde, wäre sein leben für immer versaut, weil er sich immer fragen würde "was wäre wenn", und ein menschenleben wurde weggeschmissen.
@lomelion laime : dann schau dir mal den unterschied zwischen müttern und vätern an, (ich will hier nicht behaupten, dass es nicht liebende väter gibt, die alles für ihre kinder tun würden) ein viel zu grosser prozentsatz von männern übt eh nur die funktion von samenspendern aus..und wie viele alleinerziehende mütter gibt es?
ich finde es ist sehr wohl ein unterschied, besonders wenn der samen zu diesem bestimmten zweck konserviert wurde, und überhaupt, gespendeten samen zu benutzen, im gegensatz dazu, den körper einer frau zur austragung eines kindes herhalten zu lassen.
@muckele : in dem fall fände ich das genauso ungerechtfertigt.
__________________ eleganz ist das küken der ästhetik
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von iseult: 30.12.2005 23:31.
|
|
30.12.2005 23:29 |
|
|
|
mein vater ist hausmann, meine mutter arbeitet (sry für offtopic, geb ja zu dass es ne ausnahme ist^^)
eigentlich ist es bei einem kind schließlich auch nich so wichtig, von wem es biologisch stammt, sondern wichtiger ist, denke ich, wer es aufzieht.. und wenn eines der elternteile tod ist, sollte man die frage, ob man immer noch ein kind in die welt setzten will, meiner meinung nach, auch unter diesem aspekt noch mal überdenken.. will man wirklich das kind seines toten mannes, seiner toten frau, ganz alleiine aufziehen, will man es ohne mutter/vater aufwachsen lassen?
vo daher würde sich in beiden fällen noch mal eine neue frage auftun..
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von lomelion laime: 01.01.2006 23:10.
|
|
01.01.2006 22:58 |
|
|
|
|
|
Impressum
|