Rauchverbot und die Entwicklung nach der Einführung |
nergal
Geheimer Meister
Dabei seit: 18.06.2007
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Original von NineBerry
Gerade in unserem Bereich ("Schwarze Szene") ist das Angebot an Veranstaltungen ja nun auch nicht berauschend. Stell dir mal vor, das müsste sich jetzt noch in Raucher- und Nichtraucherveranstaltungen aufteilen. Wirtschaftlich unsinnig. |
Es kommt aber nicht darauf an, ob etwas wirtschaftlich unsinnig ist oder nicht. Das kann schlechterdings kein Grund sein, etwas generell zu verbieten.
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Deswegen haben Raucher eigentlich kaum einen Grund zum Jammern: Es gibt Clubs mit Raucherraum. Die eingeforderte Wahlfreiheit ist also vorhanden und für die Raucher heute sehr viel größer als sie es für die Nichtraucher vor Verabschiedung des Gesetzes war. |
Die Regelung, die für Gaststätten getroffen wurde, ist zwar nicht ideal (für Betreiber von Gaststätten, die keinen Platz für einen Nebenraum haben und die rauchenden Gäste - aber auch damit wird man, zumindest als Gast, leben können, da man ja die Wahl hat), dennoch aber in diesem Fall annehmbar: man geht, sagen wir, in eine Kneipe, setzt sich dort hin, unterhält sich mit seinen Freunden; wenn man dabei rauchen möchte, dann setzt man sich eben in den Nebenraum. Das ist der einzige Unterschied, und den kann sicherlich jeder gerne akzeptieren.
Ganz anders aber stellt sich die Situation bei den Diskotheken dar. Es mag ja eine geringe Anzahl an Clubs mit Raucherräumen geben. Allerdings wird es, soweit ich das sehe, in keinem Bundesland erlaubt sein, in einem solchen Nebenraum auch eine Tanzfläche einzurichten. Also ist es in Kürze in ganz Deutschland nicht mehr möglich, in eine Diskothek zu gehen, dabei zu rauchen und ansonsten einen Abend genauso zu verbringen, wie man das früher getan hat - und zwar in keiner einzigen Diskothek.
Insofern ist die Wahlfreiheit für Diskothekenbesucher eben nicht vorhanden. Ich denke, ich habe mehrfach deutlich gemacht, daß ich gut damit leben könnte, wenn man in den meisten Diskotheken nicht mehr rauchen dürfte. Womit ich aber ganz und gar nicht leben kann, und dabei geht es vielleicht in erster Linie nicht einmal um das Rauchen, sondern ums Prinzip, ist, daß einem vom Staat jegliche Möglichkeit genommen wird, etwas zu tun, obwohl ein so weitgehender Eingriff doch überhaupt nicht erforderlich gewesen wäre.
Grüße,
nergal
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von nergal: 05.08.2007 14:45.
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05.08.2007 14:42 |
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nergal
Geheimer Meister
Dabei seit: 18.06.2007
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Original von Chiropterus
Gaststätten mit Tanzfläche dürfen anscheinend doch Raucherräume einrichten. Beispiele: Tacheles in Freiburg und Kuru in Karlsruhe. |
Ja, das schon. Allerdings gibt es keine Tanzflächen im Nebenraum, d. h. es handelt sich bei solchen Nebenräumen nicht um "Diskotheken im kleinen", wie es bei Nebenräumen in Kneipen und Gaststätten der Fall ist.
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Das ganze so hinzustellen als hätten Raucher landesweit Hausverbot ist ein bisschen falsch. Es darf einfach nicht mehr in den Läden geraucht werden. Wer es nicht schafft kurz vor die Tür zu gehen sollte ernsthaft überlgen ob er nicht vielleicht doch ein Suchtproblem hat. |
Ich glaube, daß ich ziemlich deutlich gemacht habe, was ich meine; von einem "Hausverbot" habe ich weder direkt noch indirekt gesprochen. Und zum Suchtproblem und vor-die-Tür-gehen: es geht hier nicht um Sucht. Ginge es um Sucht und würde ich rauchen müssen, weil ich süchtig bin, könnte ich freilich einfach kurz vor die Tür gehen. So ist es aber nicht - es geht um das Vergnügen und um den Genuß, und das alles hält sich eben in Grenzen, wenn man den Ort, an dem man sich eigentlich aufhalten möchte, verlassen muß, wenn man rauchen will. Und ich könnte gut damit leben, wenn ich zwar nicht in jeder Diskothek rauchen dürfte - und damit könnten auch alle Nichtraucher gut leben -, aber die Möglichkeit hätte, es in einer anderen Disko zu tun (oder eben in einem abgetrennten, aber funktionell nicht untergeordneten Raum).
Grüße,
nergal
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von nergal: 05.08.2007 15:41.
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05.08.2007 15:30 |
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Genuß, der auf Kosten der anderen geht. Das bitte nicht vergessen.
Ein Glas guter Whisky ist Genuß für dich allein, eine Zigarette ist nur Genuß für dich und die anderen haben den Nachteil.
Weiterhin sollte so ein Gesetz so wenige Ausnahmen wie möglich zulassen. In Spanien kann der Wirt entscheiden. Dort sind 90% der Lokale weiterhin nicht rauchfrei. Das ist ein klassisches Marktversagen, die Wirte haben Angst und muten eher den Nichtrauchern den Qualm zu als die 30% Raucher zu vegraulen.
Und jetzt bitte nicht damit kommen dass die Gastronomie bei uns eingeht. Die Läden sind weiterhin knallvolll und geraucht wird halt draußen.
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05.08.2007 15:51 |
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Mein vorschlag wäre gewesen, die wirte dürfen es selbst entscheiden und die rauchfreien bekommen steuererleichterungen, oder die raucherkneipen müssen ne Rauchsteuer zahlen. Wenn die raucher die mehr Kohle bringen, macht der wirt ne Raucherkneipe. tun sie es nicht spart er sich das Geld oder zahlt weniger.
Als raucher muss ich sagen das ich mein verhalten schon gändert habe und weniger in der Kneipe sitze...da trink ich halt mein bier am baggersee ...so kopensieren sich zumindest die zigarettenpreise
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05.08.2007 16:13 |
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nergal
Geheimer Meister
Dabei seit: 18.06.2007
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Zitat: |
Original von Chiropterus
Genuß, der auf Kosten der anderen geht. Das bitte nicht vergessen.
Ein Glas guter Whisky ist Genuß für dich allein, eine Zigarette ist nur Genuß für dich und die anderen haben den Nachteil. |
Ich hatte mir noch überlegt, ob ich gleich einen präzisierenden Zusatz dazuschreiben sollte oder ob ich erstmal abwarte. Es dürfte wohl niemandem entgangen sein, daß hier für eine echte Wahlfreiheit eintrete. Also: das "mit der Zigarette schadest du allen"-Argument zieht nur dann, wenn wenn die, die keinen Rauch wollen, keine Wahl haben außer der, in Raucherdiskos zu gehen.
Zitat: |
Weiterhin sollte so ein Gesetz so wenige Ausnahmen wie möglich zulassen. In Spanien kann der Wirt entscheiden. Dort sind 90% der Lokale weiterhin nicht rauchfrei. Das ist ein klassisches Marktversagen, die Wirte haben Angst und muten eher den Nichtrauchern den Qualm zu als die 30% Raucher zu vegraulen. |
Es ist nicht meine Aufgabe, einen Gesetzesentwurf zu präsentieren. Das ist die Aufgabe derer, die sich für solche Aufgaben geeignet halten. Man sollte doch erwarten, daß diese Leute in der Lage sind, ein Gesetz zu entwerfen, daß allen gerecht wird? Insofern geht auch das freier-Markt-Argument ins Leere: ich habe doch gar nichts gegen eine gesetzliche Regelung. Für Kneipen und Gaststätten finde ich ja, wie gesagt, die bestehende Regelung auch durchaus akzeptabel. Mein einziger Kritikpunkt ist die Regelung für Diskotheken. Ich kann wirklich nicht verstehen, woher die Vorliebe augenscheinlich so vieler Menschen für absolute Reglementierungen kommt.
Grüße,
nergal
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05.08.2007 16:16 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Original von nergal
Ich hatte mir noch überlegt, ob ich gleich einen präzisierenden Zusatz dazuschreiben sollte oder ob ich erstmal abwarte. Es dürfte wohl niemandem entgangen sein, daß hier für eine echte Wahlfreiheit eintrete. Also: das "mit der Zigarette schadest du allen"-Argument zieht nur dann, wenn wenn die, die keinen Rauch wollen, keine Wahl haben außer der, in Raucherdiskos zu gehen.
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Ich habe eine Idee, wir machen es so, jeder darf rauchen, außer eine einzige Person in der Kneipe will es nicht und dann müssen alle gehen, das ist dann meine Sicht von Freiheit.
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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05.08.2007 16:22 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
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@nergal
Dem baden-Württembergischen Nichtraucherschutzgesetz nach, ist es nicht verboten, dass der Raucher-Nebenraum eine Tanzfläche besitzt. Was du behauptest, stimmt also nicht: Die Möglichkeit für eine Raum, in dem Rauchen erlaubt ist und es Tanzfläche gibt, besteht (zumindest in Baden-Württemberg) schon.
Es ist aber trotzdem unsinnig, so etwas zu fordern. Ich kann nicht nachvollziehen, dass es eine große Einschränkung deines persönlichen Genusses sein soll, wenn du eine rauchen möchtest, dazu mal kurz den Raum zu wechseln.
Werft mal einen Blick ins Gästebuch des Nachtwerks. Jede Menge Stimmen, die sich jetzt über das Rauchverbot freuen, und im besonderen darüber freuen, dass auf und an der Tanzfläche nicht mehr geraucht werden darf.
Jetzt kann niemand mehr behaupten, die Mehrzahl der Diskothekenbesucher sei gegen ein Rauchverbot.
Zitat: |
Original von nergal
Zitat: |
Original von NineBerry
Gerade in unserem Bereich ("Schwarze Szene") ist das Angebot an Veranstaltungen ja nun auch nicht berauschend. Stell dir mal vor, das müsste sich jetzt noch in Raucher- und Nichtraucherveranstaltungen aufteilen. Wirtschaftlich unsinnig. |
Es kommt aber nicht darauf an, ob etwas wirtschaftlich unsinnig ist oder nicht. Das kann schlechterdings kein Grund sein, etwas generell zu verbieten.
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Du hast mich nicht verstanden. Ich wollte damit erklären, wieso der "Markt" alleine, keine Nichtraucherdiskotheken schafft: Weil das Angebot so schon zu knapp ist und damit die Raucher/Nichtraucherfrage für Gäste in den Hintergrund rückt.
Derselbe Grund wird in Zukunft in die andere Richtung wirken: Raucher werden weiterhin in Clubs gehen, wo Rauchen verboten oder nur in einem kleinen oder ungemütlichen Nebenraum erlaubt ist: Weil es keine Alternativen gibt.
Und in einem Jahr machen wir dann einen Thread "Clubs, die wegen Rauchverbot geschlossen werden mussten", und wir werden sehen, da wird es keine aufzuzählen geben.
Zitat: |
Original von nergal
man geht, sagen wir, in eine Kneipe, setzt sich dort hin, unterhält sich mit seinen Freunden; wenn man dabei rauchen möchte, dann setzt man sich eben in den Nebenraum.
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Was wäre denn, wenn nun einige deiner Freunde Wert darauf legen, dass man sich in den Nichtraucherbereich der Gaststätte setzt?
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von NineBerry: 05.08.2007 17:18.
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05.08.2007 17:07 |
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Karzinom
Geheimer Meister
Dabei seit: 03.01.2005
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kleiner kommentar am rande:
an sich isses ja nich schlecht, den rauchanteil in nem restaurant - clubs u.ä. sind was anderes, da hat man ja noch nebel usw - runterzuschrauben (bin selber nichtraucher), aber diese staatliche regulierungswut nimmt langsam aber sicher sehr seltsame auswüchse an. besteht die bevölkerung nur noch aus unmündigen hirnamputierten, die man besser vor sich selber beschützen soll? und selbst wenn doch: wieso muss man dann die denkfähigen immer weiter einschränken? das artet momentan nich nur im bereich nichtraucherschutz (bzw rauchergängelung) so aus...
__________________ äch bän wieder da!
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05.08.2007 17:19 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
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Also, da hast du das Gesetzgebungsverfahren aber nicht gut genug verfolgt. Die deutschen Bundes- und Landesregierungen haben sich fast schon mit Händen und Füßen gegen die Einführung eines Rauchverbots gewehrt. Unsere Regierung ist nämlich sehr Tabakindustrie-freundlich eingestellt (Wer hat sich denn zB möglichst lange gegen Tabakwerbeverbote gestellt?).
Der Druck, ein Gesetz umzusetzen kam von unten (Bevölkerung), von oben (EU) und aus dem Geldbeutel (Gesundheitskosten).
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05.08.2007 17:26 |
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