Karrikaturenstreit again |
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Hallo zusammen !
So, das ist jetzt mal eine sehr diffizile Sache, aber dennoch der Diskussion wert, denke ich:
Nach den weltweiten Unruhen in 2006 wegen der von dänischen und in Folge vielen weiteren inner- und aussereuropäischen Zeitungen veröffentlichten Mohammed-Karrikaturen, mit einer grossen Reihe Gewalttaten und Morden, hat die dänische Polizei jetzt einen geplanten Anschlag auf den Cartoonisten vereitelt und drei Männer festgenommen, einen dänischen Muslim und zwei Tunesier. Der Däne ist wieder auf freiem Fuss, die Tunesier werden ausgewiesen. In Folge hat die Zeitung die primäre Karikatur, in der Mohammed mit einer Bombe im Turban gezeigt wird, erneut abgedruckt.
Die moderaten Führer der islamischen Welt hatten damals die Gewalt verurteilt und herausgestrichen, dass der Islam nicht mit dem Terror gleichgesetzt werden dürfe. Soweit, so gut.
Terror- und Islamistengruppen haben den Konflikt damals instrumentalisiert, um ihre lokalen Interessen voranzutreiben.
Die jüngste Entwicklung hat ganz immenses Gewaltpotential und zieht in meinen Augen die "Harmlosigkeitsbeteuerungen" der Führer des Islam doch zumindestens in Zweifel. Ich halte es auch für überzogen, generell "der Islam ist böse" zu sagen, und für ebenso falsch. Andererseits frage ich mich natürlich, wie glaubwürdig zukünftige oder anderweitige Behauptungen dieser Leute denn sein mögen, wenn sie ihre Religion nicht gut genug im Griff haben, derartiges zu verhindern.
Bedeuten solche Entwicklungen, dass der Islam seine Qualität und Tauglichkeit für die moderne Welt in Frage gestellt sehen muss, oder ist es eventuell die Kultur der arabischen Welt, die sich derartige unangenehme Fragen gefallen lassen muss ? Oder eine Kombination des ganzen ? Das ein Hamas-Führer, der Sprüche klopft wie "schon morgen werde WIR auf dem Weltenthron sitzen....." gefolgt von Skandierungen der Menge a la "Tod Israel, Tod Amerika"
(↑ http://www.memritv.org/Transcript.asp?P1=1024) in so einer delikaten Frage nicht glaubwürdig ist sollte klar sein, aber spricht die Tatsache, dass derartige Hetz-Reden nuneinmal in der islamischen Welt an der Tagesordnung sind und von offizieller Seite dem nicht entgegengetreten wird nun doch gegen die betreffende Kultur als ganzes ?
Ich persönlich denke einmal, wir werden jetzt eine erneute Eskalation erleben. Wie seht ihr diese Angelegenheit, oder den "Kampf der Kulturen" im grösseren Bild ?
Natürlich bitte ich darum, diese sensible Angelegenheit entsprechend bedacht zu behandeln - wir wollen hier nicht dem für oder wieder einer Religion auf den Grund gehen ( meiner Meinung nach ein ebenso unsinniges Unterfangen wie der Gottesbeweis oder die -Wiederlegung ), sondern der Frage, ob diese Kultur sich zu Recht als Teil der modernen Welt bezeichnet, wenn sie solche Entwicklungen hervorbringt.
Bin gespannt auf eure Meinungen
Gruss
Dlardrageth
edit: oops, toter link oben.
hier der Wikipedia ( ja, ich weiss. schlagt mich nicht ) Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Gesicht_Mohammeds
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Wer die Wahrheit sagt, sollte immer einen Fuss im Steigbügel haben !
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Dlardrageth: 14.02.2008 10:03.
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14.02.2008 10:02 |
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Jasmin
Geheime Meisterin
Dabei seit: 31.07.2007
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RE: Karrikaturenstreit again |
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Lieber Dlardrageth,
um die Frage nach der Berechtigung dieser Kultur, sich als Teil der Modernen Welt zu bezeichnen, zu beantworten, möchte ich Simmel bemühen - für mich ein Mann der ersten Stunde der Moderne:
Kultur ist die Form, in der sich der menschliche Geist verwirklicht. Kultur ist somit Ausdruck der Individualität. Kant postulierte noch, dass bestimmt Handlungen geboten sind, d.h. in einer bestimmten Richtung ausgeführt werden müssen, weil es den kategorischen Imperativ gibt, nach dem sich jeder Mensch richten soll.
Simmel hält dagegen, dass ich die Handlungen eines Menschen aus ihm selbst ergeben.
Jeder schaft sich sein individuelles Gesetz der Lebensführung. Jedes Individuum ist zugleich Produkt und Produzent seiner Vergesellschaftung.
Somit ist es, meiner bescheidenen Meinung nach, genau diese Individualität und die unverwechselbare Art der Lebensführung (ob "gut" oder "schlecht" von anderen empfunden sei dahin gestellt), die eine Moderne Kultur ausmacht.
LG,
die Jasmin
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14.02.2008 10:39 |
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Erst einmal finde ich es gut und richtig, dass die Karikaturen erneut gedruckt werden. Ich fand die Kuscherei und Entschuldigungen des Westens damals völlig fehl am Platz.
Freie Meinungsäusserung ist ein elementares Recht und Teil einer modernen Gesellschaft. Wie modern in dieser Hinsicht Schäubles Sicherheitswahn ist, darüber sollte auch mal gestritten werden, nun ja...
Zitat: |
Natürlich bitte ich darum, diese sensible Angelegenheit entsprechend bedacht zu behandeln - wir wollen hier nicht dem für oder wieder einer Religion auf den Grund gehen ( meiner Meinung nach ein ebenso unsinniges Unterfangen wie der Gottesbeweis oder die -Wiederlegung ), sondern der Frage, ob diese Kultur sich zu Recht als Teil der modernen Welt bezeichnet, wenn sie solche Entwicklungen hervorbringt. |
Das ist der Punkt, der mich in dieser Diskussion nervt. Es sollte unbedingt einmal geklärt werden, wie Religion funktioniert, was sie mit den Menschen tut und was diese mit ihr tun. Etwas mehr Sigmund Freud würde der ganzen Debatte gut tun.
Sinnlos find ich die Diskussion darum, wie das Christentum gegenüber dem Islam gestärkt werden könnte etc. Das ist schwachsinnig und der falsche Weg. Die christlichen Dogmen gegenüber den islamischen zu stärken, das ist doch Quatsch und alles andere als modern.
Ausserdem sind sich Islam und Christentum ohnehin sehr ähnlich, ich finde es müssig, einzelne Religionen gegeneinander auszuspielen.
Nun zu der modernen westlichen Welt. Was Bush rausgelassen hat in seinen Reden zum Kampf gegen Terror, war alles andere als moderat. Achse des Bösen, das Böse vernichten etcetc; dann gäbe es noch Kardinal Meissner, der dieses Jahr unglaublich viel Blödsinn von sich gegeben hat; Papst Benedikt ist auch nicht grad modern (seine Äusserung über die Kolonialzeit in Südamerika etcetc), die CSU wollte immerhin religiöse Gefühle stärker schützen; die Moderne mit ihren Errungenschaften (Menschenrechte!!) wird schrittweise ausgehöhlt und unterlaufen, bishin zur Wiedereinführung der Folter
Da gibt's noch mehr Beispiele. Kann der Westen angesichts dieser Entwicklungen noch als Teil einer modernen Welt betrachtet werden?
__________________ Wer ist gerufen, wenn der Mensch verreckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer ist der Retter und lebt ganz versteckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer macht das Paradies auf Erden perfekt?
Das Insekt! Das Insekt!
Kri kri kri, kra kra kra
das Insekt ist endlich da
um uns zu erlösen
von allem Bösen -
was wär' der Mensch,
wenn er nicht hätt'
das Insekt, das Insekt?
(Der Plan)
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von inner_conflict: 14.02.2008 12:32.
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14.02.2008 12:31 |
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Zitat: |
Dem Islam fehlen ein paar Dinge die wir gemeinhin als "Reformation", "Aufklärung" und "Demokratie" kennen. Also grob gesagt hängt der Islam geistesgeschichtlich mindestens 500 Jahre zurück. |
... mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig.
... der Standpunkt der katholischen Kirche zur Reformation hat sich seit Luther kaum geändert.
Aufklärung und Demokratie sind keine Errungenschaften des Christentums, sondern einer Wissenschaft, die sich eben von der Religion emanzipierte.
Das Christentum ist eine wissenschaftsfeindliche Religion, bis heute.
Zitat: |
Es ist ungefähr so, als hätten wir in Europa noch die Kirche aus der Zeit der Kreuzzüge als moral- und staatstragende Institution. |
Diese Institution gibt es immer noch und sie hat sich im Grunde genommen kaum verändert seit damals.
Ich unterstelle dem Vatikan, dass er einen solchen Zustand herbeisehnt. Aus den Aussagen von Meissner, Benedict etc. kann man ja keinen anderen Schluss ziehen.
Immerhin soll Gott in die EU Verfassung, dann die Debatte um Alternativen zu Darwin, um Religionsunterricht etcetc.
Zitat: |
Nur weil bei uns auch nicht alles zum besten läuft muss man nicht katzbuckeln. Der Kritiker braucht nichts selbst moralisch erhaben zu sein. Bei uns und auch in den Usa gibt es einen starken Rechtstaat der zwar nicht jede Gängelung blockiert aber doch einiges. |
Klar. Aber wenn schon darüber geklagt wird, wie schlecht es um die Menschenrechte etc. andernorts steht, sollte auch ein Blick auf den Dreckhaufen vor der eigenen Tür geworfen werden.
Dass Bush sein Veto gegen ein Gesetz, das Foltermethoden bei Geheimdiensten verbieten soll, einlegen wird, wirft kein gutes Licht auf die moderne westliche Welt.
Dadurch wird der Westen und die Moderne unglaubwürdig.
Glaubwürdig werden Werte eben nur, wenn sie gelebt werden. Das bringt ein Risiko mit sich, aber wer das nicht zu tragen bereit ist, der kann sich seine Werte gleich in den Allerwertesten stecken.
Vorratsdatenspeicherung, Sammlung weiterer Daten von Flugzeugpassagieren, Praktizieren oder Duldung von Foltermethoden, Angriffskriege sind in meinen Augen alles andere als ein Kompromiss zwischen modernen Idealen und einer situationsbedingten Notwendigkeit.
In diesem Zusammenhang von einem Kompromiss zu sprechen ist purer Euphemismus.
Zitat: |
Der Westen kann weiterhin als modernster Teil der Welt betrachtet werden. |
... diese Behauptung als Dogma der restlichen Welt ins Gesicht zu klatschen, halte ich für kontraproduktiv.
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Kri kri kri, kra kra kra
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um uns zu erlösen
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wenn er nicht hätt'
das Insekt, das Insekt?
(Der Plan)
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14.02.2008 14:29 |
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Blendwerk
Geheimer Meister
Dabei seit: 18.06.2005
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Zitat: |
Original von inner_conflict
[quote]Dem Islam fehlen ein paar Dinge die wir gemeinhin als "Reformation", "Aufklärung" und "Demokratie" kennen. Also grob gesagt hängt der Islam geistesgeschichtlich mindestens 500 Jahre zurück. |
... mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig.
Wieso? Bitte um Erklärung.
Ich sehe auch das eine Säkularisierung des Islams noch nicht stattgefunden hat. Desweiteren hat der Islam keine Institution wie den Vatikan. Der Islam wird von jedem Gläubigen für sich selbst definiert. Deswegen den fundamentalistisch-islamischen Terror(tm) vom Islam zu trennen ist mMn falsch.
Es wird auch einiges aufgebauscht und emotional instrumentalisiert. Eine gegenseitige Aufwiegelung.
__________________ http://zeitzeuge.blog.de
"Don`t be afraid to try something new. Remember that amateurs build the Ark. Professionals the Titanic."
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14.02.2008 17:23 |
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Benedict
Geheimer Meister
Dabei seit: 07.09.2006
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zu denken die Kirch bzw. das Christentum wären noch in der Kreuzzugszeit stecken gebliebe. Nirgends bleibt die Zeit stehen. Vielleicht gibt es auf dem Papier noch Überreste aus dieser Zeit aber die Menschen in der Kirche sind Kinder unserer Zeit wie wir alle, auch wenn sie vielleicht das Ideal einer anderen Epoche nachzuahmen versuchen. Die modernen Wissenschaften sind positivistisch und empirisch, das ist aber nicht die einzige Möglichkeit, Wissenschaft zu betreiben.
Sowohl das Christentum wie auch seine Kritiker sind in der Moderne angekomen, die einen freudig, die anderen zähneknischend. Ich empfinde meinen eigenen Glauben als sehr zeitgemäß eben weil er zukunftsweisend und nicht kreuzfahrerisch ist.
__________________ MDB
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14.02.2008 18:40 |
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Dlardrageth
Geheimer Meister
Dabei seit: 25.07.2007
Themenstarter
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15.02.2008 15:12 |
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Jasmin
Geheime Meisterin
Dabei seit: 31.07.2007
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"...Experten äußerten die Überzeugung, dass der in dieser Woche neu ausgebrochene Streit um Mohammed-Karikaturen der Zeitung "Jyllands-Posten" eine relativ geringe Rolle gespielt habe..."
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15.02.2008 15:30 |
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Für mich wird die Sache erst interessant, wenn ich es persönlich am Leibe zu spüren bekomme das da irgendwas eine Bedrohung für uns darstellt.
Dummer Gedanke der nichts mit meiner Meinung zu tun hat, sondern nur ein produkt meiner Zwei-Gesichtigen Meinungen: Gibts schon Versicherung gegen Islam-Schäden? ^^
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Zitat: |
Original von Judas
Deinen Nazischeiß kannst du dir übrigens in deinen Bauernarsch schieben, ich lass mir ja viel gefallen aber sone Scheiße kannst du dir am Zürcher Stammtisch mit deinen neuen eidgenössischen Homies liefern, jedoch nicht mit mir. |
Ich frag mich bis heute was für Homies Judas meint, ich hab fast nur SpäMies!
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15.02.2008 15:42 |
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Impressum
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