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Zum Ende der Seite springen Freiheit oder Zwänge
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darkinferis darkinferis ist männlich
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Anarchie oder Gefängnis? - Bitte wählen Sie!

Tausende von Menschen treffen sich Jahr für Jahr in Berlin zur "Loveparade" um sich mit Drogen vollzupumpen und im Rausch der Gefühle auf einer offenen Wiese zu poppen. Anschließend pinkeln sie auf das Gelände, auf dem normalerweise Kinder spielen. So lassen sie die "Sau raus" und erfreuen sich an ihren Trieben, ohne an die Konsequenzen ihres Handelns zu denken. Unzählige Menschen vertragen diese Drogen nicht und fallen um. Ein paar sterben, andere überleben es und wachen im Krankenhaus wieder auf, aber was macht das schon? Hauptsache man hat Spaß dabei. In diesem Jahr gab es nun keine "Loveparade" und die Party des Hedonismus wurde in Diskotheken gefeiert. Wurden die "Raver" in ihrer Freiheit eingeschränkt oder genießen sie eben jene, ohne die Parade der Liebe?
Siegmund Freud weiß antwort. Der berühmte Psychologe meint, dass das eigene Ich unter ständigen Druck steht, eingekreist von Zwängen, die stets an ihm drücken und ihn erdrücken. Die Zwänge sind hierbei die Triebe des Menschen, als auch die übergestellten Menschen, wie zum Beispiel die Eltern, Lehrer oder auch die Vorgesetzten, welche einem stets vorschreiben, was man zu tun hat und wie man sich verhalten soll. Die Triebe steuern den Menschen, jeder ist ihnen ausgeliefert. Man ist deshalb determiniert in seinem eigenem Leben, Sklave seiner Herren und Gefangener seiner Triebe.
Der Hedonismus bei der "Loveparade" ist also kein freier Wille, es herrscht Gruppenzwang, welcher ausschlaggebend ist für den Drogenkonsum. Für die zügellosen Sexspiele ist der Sexualtrieb verantwortlich, laut Freud. Auch der Philosoph Hobbes dachte so und schrieb, dass der Mensch wie ein Wolf sei. Ist er hungrig, dann reißt er Schafe, da dies seine Triebe ihm vorschreiben. Also ist man im Grunde nicht am Leben, sondern denkt es nur?
An dieser Stelle würde nun Imanuel Kant laut aufschreien, mit einem STOP-Schild in der Hand. Er meint, dass der Mensch zwar gebunden ist an Gesetze, wie zum Beispiel den Naturgesetzen, aber dennoch sehr wohl entscheiden kann, was er tun will und was nicht. Man müsse also erst gar nicht zur "Loveparade" gehen und könne so sowohl dem Gruppenzwang, als auch seinen eigenen Trieben in gewisser Weise aus dem Weg gehen. Das versteht man auch unter der WILLKÜRFREIHEIT. Man hat die FREIE WAHL zu entscheiden, ohne Zwänge und ohne ein Muss kann man darüber nachdenken, ob man nun zu der "Loveparade" fahren möchte oder nicht. Geht man allerdings doch zu "Loveparade", dann verzichtet man somit auf seine HANDLUNGSFREIHEIT, denn die FREIE ENTFALTUNG und die Möglichkeit, sich so zu bewegen wie man will, hat man nicht mehr, wenn sich zwanzig Leute um einen herum Ecstasy reinziehen und mit diesen Tabletten vor einem selbst herumwedeln. Somit ist man also nur frei, wenn man selber Zwänge in Kauf nimmt und, wie in diesem Falle, auf eine Teilnahme bei der "Loveparade" verzichtet.
In dem Fall "Loveparade" kann man noch entscheiden, was ist aber, wenn man in eine Situation gerät, in der man nicht entscheiden kann? Ein Beispiel hierfür brachte der Gesellschaftskritiker Theodor Fontane im Jahre 1896 heraus, in seinem Buch "Effi Briest". In diesem Roman schildert Fontane, wie die Ehe zwischen Frau Briest und Herrn Innstetten anfängt und endet. Diese Ehe findet ihr Ende mit dem Seitensprung von Effi Briest, da Herr Innstetten verpflichtet war zu handeln. Innstetten liebte seine Frau, aber die Zwänge der Gesellschaft brachten ihn dazu, den Liebhaber von Effi niederzuschießen und sich von Effi scheiden zu lassen. So hatte Innstetten nicht wirklich eine Wahl, denn für ein anderes Handeln wäre er von der damaligen Gesellschaft bestraft worden. Nun kann man sicher sagen "Ja, schön und gut, aber es ist nur ein Buch!", doch da würde man sich irren, da Fontanes Werk auf eine wahre Begebenheit beruht. Es gibt also Situationen, in denen wir keine Freieit mehr besitzen, in denen unser Denken und unser Handeln von den Zwängen bestimmt werden und wo wir miter-leben, aber nicht selber leben.
Einige Menschen haben Angst vor genau dem. Sie sehen, wie Jahre vergehen, sie aber nur arbeiten und ihr Leben verschlafen - der absolute Apltraum. So suchen immer mehr Menschen einen eigenen Sinn für ihre Existenz und wollen Spaß. Deswegen erscheinen in immer mehr Frauenzeitschriften Artikel, in den Menschen sich über materialistisches Denken einen Tunnel zur "Freiheit" bauen. In allen Artikeln steht das selbe: "Ich will Spaß", "man lebt nur einmal" oder auch "Geld bringt Freiheit". Diese Menschen denken, dass ein Urlaub auf den karibischen Inseln machen zu können, Freiheit bedeutet. Frei sein soll auch sein, wenn sie sich kaufen können, was sie wollen, doch ist das wirklich frei? Angenommen, es würde keiner auf die karibischen Inseln Urlaub machen wollen, würde die Person trotzdem dorthin fliegen? Wohl eher nicht, denn man kann nichts begehren, von dem man nichts weiß. Geht man mit einem Kind einkaufen, dann ist dieses, verhältnismäßig, ruhig. Aber sobald das Kind etwas sieht, was es haben möchte, beginnt es instinktiv danach zu betteln und zu schreien. Das Wissen also, dass es etwas gibt, was man begehrt, ist der Ursprung unseres Willens. So will die Person auch nur auf die karibischen Inseln, weil andere damit Spaß haben und nicht um Freiheit zu genießen. Ein Zwang, versteckt in unseren Willen.
Zusammenfassend wurden also drei Beispiele genannt, wo man, mehr oder weniger, nicht mehr frei handeln konnte. Einmal sind es die Jugendlichen, welche zur "Loveparade" fahren um Hedonismus zu zelebrieren. Wenn ich daran denke, dann stell ich mir einen zwölf-jährigen Jungen auf einem Skateboard vor, mit einer Flagge in der Hand, auf der steht: "Freiheit". Diese Leute verstehen unter dem Begriff "Freiheit" nur Spaß und Party. Sie verwechseln also Freiheit mit einer Art Anarchie.
Zum anderen, war es dann eine Person, die Freiheit zu sehen meint, wenn sie in den Urlaub fährt oder einfach etwas tut, was ganz und gar nicht mit ihrem Job zusammenhängt. Freiheit wäre dann also, wenn sie tun kann, was sie will und was nichts mit ihrem alltäglichen Leben zu tun hat. Freiheit ist dann also auch, sich auszuziehen und nackt auf einem Baum zu stehen. Wäre zwar eine lustige Karikatur, aber ist keineswegs eine Begriffserklärung und hängt am falschen Haken.
An Theodor Fontanes Beispiel mit Innstetten sah man, dass die Zwänge der Gesellschaft sein eigenes Individuum so stark unterdrückt haben, dass er keine Chance zur freien Entscheidung hatte und auch sein eigenes Selbst, sein Ich leben lassen konnte. Es war nicht er, der lebte, sondern es waren die gesellschaftlichen Gesetze, die für ihn lebten und alles bestimmten. Er war nur ein Zuschauer im Kino und sah den Film "Mein Leben".
An keiner diesen drei Beispielen kann man die Freiheit erkennen, denn überall wird das Individuum unterdrückt und das Leben wird über Jahre hinweg von Trieben und Zwängen geführt, geführt durch das eigene Leben. Freiheit heißt Selbstbestimmung, Freiheit heißt, zu sich selbst zu finden und das Ego ( lateinisch für "Ich" ) zu entwickeln. Ein Ego, welches von gesellschaftliche Normen geformt ist, welches sich durch Spaß oder Lust definiert oder erst auftritt, indem man sich materielle Dinge aneignen kann, das ist kein Ego, das ist keine Freiheit, sondern nur eine periodisch unterdrückte Qual, welche präsent ist, um sich vor einer Resignierung seiner selbst zu schützen. Der Gedanke, etwas haben zu müssen, ist schon ein Symptom für den Drang, sein unterdrücktes Ego kompensieren zu müssen, indem man sich selber eine kurzzeitige Freude macht.
Wenn ich heut ein die Welt hinausblicke, dann sehe ich keine Freiheit, kein sich selbst entwickeltes Ego, sondern nur eine Gesellschaft von Gefangenen, die sich durch ihre überlieferten Ansichten und Normen den Weg in die Freiheit selber verbauen. Schüler, welche ihr Leben lang nur am Schreibtisch sitzen und lernen, was andere gesagt haben, die wissen zwar viel über das Leben und seine Eigenarten, aber wissen nichts über sich. Hingegen werden "Ausreißer", die versuchen frei zu werden und sich selbst zu finden, von der Gesellschaft ausgestoßen und verachtet, da sie anders sind.
Es läuft alles wie ein Programm, welches auf der Festplatte gespeichert ist, das eine Programm läuft besser und hat mehr Möglichkeiten sein eigenes Verwesen zu verschönern, das andere Programm läuft schlechter und besitzt weniger Möglichkeiten. Und irgendwann drückt jemand mit mehr Möglichkeiten auf den "roten Knopf" und das System stürzt ab. Das wäre dann der "atomare Holocaust". Natürlich ist das eine klare Übertreibung, aber welche Chancen haben wir schon, aus der Festplatte heraus zu kommen?
15.10.2004 11:46 darkinferis ist offline Homepage von darkinferis Beiträge von darkinferis suchen Nehmen Sie darkinferis in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie darkinferis in Ihre Kontaktliste ein
VigilNoctis VigilNoctis ist weiblich
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ist ja beeindruckend geschockt
Da hast du dir wirklich Mühe gegeben, deine Meinung darzustellen...

Und hast dir zudem noch eine recht schwierige Frage rausgesucht.
Freiheit zu definieren ist, glaube ich, unmöglich. Ich empfinde sie es als etwas stark subjektives. Jeder hat seine eigenen Prinzipien, Wünsche, Träume, Hoffnungen, Erwartungen ans Leben und auch Grenzen. Jeder empfindet demzufolge auch etwas anderes als beschneidend in seiner Freizeit.
Beispielsweise ist Deutschland ohne Zweifel eine Arbeitsgesellschaft. Die Menschen rechnen der Arbeit im allgemeinen einen hohen Stellenwert zu. Sie ist unheimlich wichtig für das Selbstverständnis, die Zufriedenheit, den Lebenssinn der meisten Menschen. Davon geht natürlich aber auch Druck aus. Vielleicht sehen deshalb so viele Leute die Freiheit darin, sich von diesem Druck zumindest zeitweise zu befreien - weil er eben im "normalen" Leben von großer Bedeutung ist.

Zitat:
Ein Ego, welches von gesellschaftliche Normen geformt ist, welches sich durch Spaß oder Lust definiert oder erst auftritt, indem man sich materielle Dinge aneignen kann, das ist kein Ego, das ist keine Freiheit, sondern nur eine periodisch unterdrückte Qual, welche präsent ist, um sich vor einer Resignierung seiner selbst zu schützen. Der Gedanke, etwas haben zu müssen, ist schon ein Symptom für den Drang, sein unterdrücktes Ego kompensieren zu müssen, indem man sich selber eine kurzzeitige Freude macht.


Das halte ich ebenso für eine diskussionswürdige Aussage. Ist es nicht so, dass ein Mensch in Isolation psychisch und auch physisch vollkommen verkümmert? Ist nicht die Gesellschaft mit ihren tausenden von verschiedenen Ausprägen, Untergruppen, Ansichten, Konflikten usw. der eigentlich Auslöser für die Bildung unseres Egos? Wir sind doch alle von der Gesellschaft geprägt, die uns umgibt. Ab einem bestimmten Alter und unter Voraussetzung eines bestimmten Denkvermögens wird sicherlich jeder die althergebrachten Normen und das Wissen in Frage stellen und nach neuen Antworten suchen. Aber wie sollte man etwas beurteilen, bejaen oder ablehnen, was man nicht kennt?
Weiterhin ist es ja nun wirklich nicht der Fall, dass eine Gesellschaft eine homogene Masse gleichartiger Menschen ist. Eigentlich ist jeder anders als die "Norm". Mehr noch, wir definieren unser Selbst doch eigentlich erst durch diese Andersartigkeit. Denn der Mensch ist doch nicht fähig, absolut zu denken. Wir betrachten einen Baum nur als groß, weil er größer als wir oder ein anderer Baum ist.

Könntest du mir aber noch die Festplatten-Metapher erklären? Dafür reicht mein Denkvermögen leider nicht aus traurig

Grüße
Viggy

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People are more violently opposed to fur than leather because it's safer to harass rich women than motorcycle gangs.

The single biggest problem with communication is the illusion that it has taken place. - George Bernard Shaw

My opinions may have changed, but not the fact that I am right. - Ashleigh Brilliant

Just remember: if the world didn't suck, we'd all fall off.

22.10.2004 13:01 VigilNoctis ist offline E-Mail an VigilNoctis senden Homepage von VigilNoctis Beiträge von VigilNoctis suchen Nehmen Sie VigilNoctis in Ihre Freundesliste auf
black-guru
unregistriert
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Hi, darkinferis!

Hätte zu deiner Darstellung 100.000 Gedanken, welche niederzuschreiben bei mir leider zwangsläufig zu einer beidseitigen Sehnenscheidenentzündung führen würde ;-))))
Falls dus noch nicht gelesen haben solltest empfehl ich dir:

-"Haben oder Sein" von Erich Fromm.
Gibts jetzt auch als Taschenbuch im Deutschen Taschenbuchverlag
ISBN 3-423-36103-4

Dies schlaue Büchlei erspart mir 80% meiner Niederschrift!

BLACK-GURU
22.10.2004 14:16
darkinferis darkinferis ist männlich
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Themenstarter Thema begonnen von darkinferis
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Zitat:
Original von VigilNoctis

Könntest du mir aber noch die Festplatten-Metapher erklären? Dafür reicht mein Denkvermögen leider nicht aus traurig

Ich versuche es mal zu erleutern:
Ich habe dort Anfangs von einem Programm, welches besser läuft, und von einem Programm, welches schlechter läuft, geschrieben. Diese Programme sind, mit etwas Fantasie, wie Menschen. Der eine hat, aufgrund von größerer Intelligenz oder mehr Wissen einfach bessere Chancen, was aus sich selber, was aus seinem Leben zu machen, als jemand, der "dumm wie stroh" ist und nur eine schlechte Bildung genossen hat. Ich denke mal, das kann jeder nachvollziehen...
Manche, mit den besseren Möglichkleiten im Leben, schaffen es sogar hoch in die Politik und schaffen es, über andere Menschen zu bestimmen. Wie wir aus der Geschichte unserer Welt wissen, ist dies nicht immer von positiven Ereignissen geprägt gewesen, man denke nur einmal an die Inquisition des Christentums oder an eine der Diktaturen von Frankreich, Deutschland, Sowjetunion oder sonstigen Ländern. Irgendwann einmal, wird es zwangsläufig wieder einen Spinner geben, der auf die Idee kommt, die ganze Welt zu beherrschen, dieser Mensch hat es soweit nach oben geschafft, dass er all die anderen Menschen unterdrücken kann und ja, was ist, wenn er eines Tages mal, der Diktator, der Mensch mit mehr Möglichkeiten, wenn dieser Mensch auf den bekannten "roten Knopf" drückt und die Welt in einem atomaren Holocaust untergeht?
Wie ich schon geschrieben habe, ist das natürlich eine klare Übertreibung, nur sonderlich viele Chancen haben wir ja nicht, dagegen etwas zu tun, wenn es mal soweit ist, schließlich will es der Zwang des Lebens, die Freiheit der Geschichte, die Dummheit des Volkes so...

In diesem Sinne
darkinferis
08.11.2004 21:20 darkinferis ist offline Homepage von darkinferis Beiträge von darkinferis suchen Nehmen Sie darkinferis in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie darkinferis in Ihre Kontaktliste ein
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Nachtgedanken eines alten, lebenserfahrenen Wolfes.

Die vorhergehenden Beiträge sind so trefflich geraten, daß ich dem nur weniges hinzufügen mag. Zunächst meinen herzlichsten Gruß aus dem weißen Winterwald.

Einzig die Schule des Lebens hat ein wenig auf mich eingewirkt, und meine derzeitige Ansicht und Weltanschauung machte ich mir aus den Überlieferungen der größten Philosophen zu eigen. Die Frage, ob der Wille nun frei sei oder nicht, wird wohl bestehen und die Geister spalten, solange es Menschen gibt. Relativ früh begann ich mit diesbezüglichen Beobachtungen der Menschen und stellte schnell fest, daß dieser auffallend willensschwach auf seiner Lebenswoge dahintrieb und ein beachtliches Alter erreichte, während ein anderes, mit starkem Lebenswillen erfülltes Wesen zeitig in ein anderes Sein abberufen wurde, ohne überhaupt die Möglichkeit erhalten zu haben, seine Vorstellungen und Ziele zu realisieren. Ich erspare mir, beliebig viele Beispiele hinzuzufügen. Vielleicht noch ein mich selbst betreffendes. Durch frühkindliche Traumata psychisch geschädigt, verlief mein Leben etwa so: ein Schritt voraus und drei zurück. Ich verstand mich nicht und war weit davon entfernt, einen Lebenssinn zu erkennen. Die Furcht vor dem Leben war stärker als der Wunsch nach dem Nichtsein, "Schlafes Bruder". Und nun kam nach und nach der Durchbruch, weil ich mehrfach die unselige Erfahrung machen mußte, daß auch der so ersehnte Tod, das "Nicht-Sein-MÜSSEN" mich nicht annehmen wollte. Und ich kämpfte, las alles Erreichbare zu diesem Thema. Und langsam dämmerte in der Ferne das Morgenrot …

Unter anderem beschäftigte ich mich mit der Karmalehre, obgleich es zwei verschiedene Schuhe sind, einesteils die Erkenntnis, daß alles, was sich verwirktlicht, ein Produkt unserer Gedanken, Glaubenssätze und Taten ist. "Denn, was ihr säet, das werdet ihr ernten." (Bibel) Oder, banal, wenn ich heute Zwiebeln stecke, kann ich morgen nicht Rosen auf dem Beet ernten.

Folglich kann ich also etwas mit ganzer Intensität WOLLEN, doch ob es sich verwirklicht, sei dahingestellt.

Goethe: "Wie sich Verdienst und Glück verketten, das fällt den Toren niemals ein …". Der Wille ist also relativ frei, ja, er kann nur so sein, da es auf der ganzen Erde keine zwei gleichen Menschen gibt. Jedes Individuum wird nur die seiner geistigen Mentalität entsprechende Willensfreiheit haben, also, er kann seinenWillen nur in einem entsprechenden Radius einsetzen.

Da wir keinesfalls nur geboren werden, um zu Leben, zu Lieben und zu Leiden, möglichst noch sich fortzupflanzen und den Nachkommen ein dickes Finanzpolster zu hinterlassen, sondern im Sinne der Höherentwicklung des einzelnen Individuums, sowie der gesamten Menschheit, müssen wir, aus der zeitlichlen Begrenztheit heraus die Möglichkeit haben, in einem nachfolgenden Leben die in dieser Inkarnation begonnenen und nicht vollendeten Talente und Möglichkeiten zur Entfaltung zu bringen. Nur dieses eine Leben in seiner relativen Kürze und Beschränktheit verhindert ja förmlich, die in der Latenz liegenden Anlagen zu entwickeln.

Vielleicht kommt ja ein Echo???

Ein hochinteressantes Thema, doch gehört halt Interesse und eine gewisse Prädestination dazu, nicht wahr? Ein Magnet vermag eben kein Holz anzuziehen.
Gruß und Dank für die Aufmerksamkeit.
BlackWolf


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Der Narben lacht, wer Wunden nie gefühlt.
23.12.2004 02:11 BlackWolf ist offline E-Mail an BlackWolf senden Beiträge von BlackWolf suchen Nehmen Sie BlackWolf in Ihre Freundesliste auf
VigilNoctis VigilNoctis ist weiblich
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Der Sinn des Lebens... ein interessantes Teilgebiet der Fragestellung...

Warum sind wir überhaupt, sind wir nach unserem Tod auch noch und wo sind wir dann?
Wo wir schon dabei sind: Ich sehe keinen generellen Sinn des Lebens. Weiterentwicklung des eigenen Selbst mag einer sein, oder auch sich um Menschen um einen rum zu kümmern, vielleicht auch die Gesellschaft als Ganzes voranzubringen durch Entdeckungen, Erkenntnis o.ä. Aber eigentlich glaub ich, dass der Sinn des Lebens von Minute zu Minute neu definiert wird. Unsere Ziele und Träume und Wünsche machen ihn aus. Ich kann einen Sinn in meiner Existenz nur dann sehen, wenn ich auf einem Weg weitergehen kann auf ein Ziel zu. Wenn ich stehen bleiben muss, weil sich kein Weg für mich auftut, fällt mir das Leben, Atmen und Denken schwer und die vielbeschworene Sinnkrise stellt sich.

Aber woher bezieht man diese Ziele? Gibt die Gesellschaft vorgefertigte Normen und Ziele vor, aus denen man sich wegen der begrenzten geistigen Möglichkeiten und Vorstellungskräfte eines jeden Menschen lediglich die für einen selbst passendsten heraussucht? Oder werden wir zwar inspiriert, finden aber eigene, vormals unbegangene Wege?
Diese Welt ist so zerfurcht von Pfaden aller Art, dass es mir schwer fällt zu glauben, dass wir alle unseren eigenen verfolgen. Vielmehr gehen wir doch immer ein Stück zusammen mit diesem oder jenem Menschen. Verfolgen seine Gedanken, nehmen uns ein Stück davon, verarbeiten sie weiter - und erhalten (durch unseren jeweils einzigartigen Hintergrund aus Erfahrungen und Wissen) eine vollkommen neue Zusammensetzung dieser Idee.
Jedoch aus dem Nichts kann soetwas nich kommen. Diese Vergangenheit, die uns allen anlastet, mag manchmal eine schwere Last sein - aber sie ist es doch auch, die uns erst die Mittel an die Hand gibt, die Gegenwart neu gestalten. Erst durch sie haben wir doch die "Mißstände" erkannt, die es zu ändern gilt. Nur dadurch, dass wir etwas bestimmtes nicht mehr wollen, haben wir doch die Kraft nach etwas Neuem zu suchen und uns auch darauf einzulassen.

Und dafür ist wohl der Wille tatsächlich entscheidend. Natürlich fällt es schwer, Rosen aus Zwiebeln zu züchten, aber vielleicht reichen für den Anfang auch erstmal Zwiebeln und die Rosen kommen nächstes Jahr. Will sagen, der Wille ist die entscheidende treibende Kraft. Wir kommen keinen Schritt weiter, ohne etwas tatsächlich zu wollen. Wenn man dabei einen gesunden Realismus voraussetzt, in der Art, dass wir nur etwas Wollen, was auch zu verwirklichen ist (wenn auch unter großen Anstrengungen), dann bin ich immernoch der Überzeugung, dass man durch diese innere Stärke gestützt in solchen Momenten die richtigen Entscheidungen trifft und Wege geht, dass es sich tatsächlich in Realität verwandelt. Der Wille selbst ist ja nicht greifbar und nur durch dasitzen und intensives Wollen entsteht nichts. Aber ohne intensives Wollen fehlt der Grund zur Veränderung und man wird überhaupt niemals aufstehen und losgehen...

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23.12.2004 10:20 VigilNoctis ist offline E-Mail an VigilNoctis senden Homepage von VigilNoctis Beiträge von VigilNoctis suchen Nehmen Sie VigilNoctis in Ihre Freundesliste auf
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Original geschrieben von VigilNoctis:
Zitat:
Will sagen, der Wille ist die entscheidende treibende Kraft. Wir kommen keinen Schritt weiter, ohne etwas tatsächlich zu wollen.


Zunächst möchte ich vermerken, daß ich das Gefühl habe, daß meine Gedanken mißverstanden wurden, denn mir ist nicht bekannt, daß irgendwo einer auf die Idee verfallen wäre, aus Speisezwiebeln Rosen zu züchten. Bekanntlich werden Rosensträucher gepflanzt und durch Okkulation veredelt und verändert. Doch ist DAS nicht mein Thema.
Was nun den angesprochenen Willen, seine Möglichkeiten und Beschränkung anbelangt, so stimme ich darin mit Dir überein, daß OHNE diesen Impuls nichts beginnt. Er eignet jedem Menschen in unterschiedlicher Intensität. Allerdings müssen wir uns eingestehen, daß wir oftmals eine gänzlich andere Vorstellung realisieren wollen, als es uns aufgrund unterschiedlicher sozialer, familiärer, finanzieller u.ä. Rahmenbedingungen tatsächlich gelingt. Interessant hierzu finde ich die Beobachtung, daß, bei einer Zusammenballung vieler menschlicher Willensvorstellungen, also, en gros, diese bei entsprechender Ausdauer und Intensität, tatsächlich eher zu einem gewünschten Ziel (Materialisation) kommen wird, als es bei der Bemühung nur eines Einzelwesens möglich sein wird. Ich betone es hier noch einmal,"Gedanken sind Kräfte". Erst ist die Idee und dann erfolgt bei entsprechender Voraussetzung deren Realisierung. Ich wähle hier mal provokant diese Wendung, denn, wie bitte erklärst Du Dir beispielsweise, daß ein Naturereignis, ein Erdbeben o.ä., also ein höherer Wille den unseren, kleinen, menschlichen durchkreuzen kann, ohne daß wir die Möglichkeit hätten, uns dagegen aufzulehnen? Du bist Materialist, Du brauchst es nicht zu betonen, es dringt eh aus allen Sätzen. In gewissem Sinn ist es ja jeder Mensch, ja, er muß es sein, doch bitte sehr - nicht nur. Was mich betrifft, so bin ich tolerant genug, damit zu leben und zu bemerken, daß sich in dieser Zeit die Waagschale des Materialismus zum Vorteil, gegenüber dem geistigen Prinzip, welches derzeit im Sinken zu sein scheint, sich erhebt. Tatsächlich befinden wir uns in einer Umbruchphase, die erfahrungsgemäß ihre Opfer fordert. Erst dann wird man wieder den Menschen nicht nach seinem HABEN messen, sondern nach inneren, geistigen Werten zu schätzen wissen. Andere Glaubenssätze pflegen, lieben und achten. (Womit ich nicht ein kirchliches Dogma meine!) Dieses ist eine Gesetzmäßigkeit, die jedem Insider bekannt ist. Wir können diese Welt nur dual wahrnehmen, weshalb es NICHT möglich ist, daß sich nur EINE Seite ver-WIRK(T)-licht. Dachtest Du schon so?? Ich bin der Ansicht, daß die Masse auch noch im 21. Jahrhundert einer Führung bedarf, da sie einfach (noch) nicht fähig zu eigener Selbständigkeit ist. Ich weise darauf hin, daß ich nicht beabsichtige, die Fähigkeit von Lischen Normalo in Zweifel zuziehen, einen eigenen Konsum eigenverantwortlich zu führen.
Andrerseits sind wir alle, also, als Teile der gesamten Menschheit, die Leidtragenden und Opfer Mächtiger und kapitalkräftiger Herrscher, die sich anmaßen, d.h., deren Wille es ist, das Netz der Macht der Welt überzustreifen, ohne daß Ihnen die nach außen profilierte, christliche Nächstenliebe einen psychischen Konflikt verursacht. Wenn du verstehst, was ich damit meine.
Eine unendliche Geschichte. Man kann es auch lassen, sich damit zu befassen, doch wurde uns sicher nicht von unnennbaren Mächten die Möglichkeit des Sich-Interessierens, der Sprache und des Geankenaustausches gegeben, nicht wahr? a.b. ersuche höflichst um eine nicht zu kleine und finstere Schrift, denn ich verlor in dunkler Nacht die Kontaktlinsen, hi, hi. Thanks und herzlichen Gruß Blackwolf (bei Interesse gern mehr)


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24.12.2004 01:41 BlackWolf ist offline E-Mail an BlackWolf senden Beiträge von BlackWolf suchen Nehmen Sie BlackWolf in Ihre Freundesliste auf
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