Tookie Wiliams hingerichtet! |
0xdeadbeef
Geheimer Meister
Dabei seit: 04.09.2005
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Original von Riverz End
Naja, ist halt die Frage welche praktische (nicht theoretische) Möglichkeit man da hat, etwas zu beweisen, sobald das Urteil einmal gesprochen wurde. Umgekehrt besteht somit auch die Möglichkeit für einen Schuldigen, über Mittelspersonen eine neue Beweislage konstruieren zu lassen. Einen "neuen" Zeugen zu kaufen oder sonstwie zu beschaffen.
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Es gab schon einige, die ihre Unschuld beweisen konnten. Hätte man sie gleich hingerichtet, so wäre ihnen dies nicht möglich gewesen. Sicher kann es auch passieren, dass Schuldige sich so "freikaufen" können. Für mich ist dies jedoch das kleinere Übel als jemanden hingerichtet zu haben, von dem im Nachhinein herauskommt, dass er unschuldig war. Und das ist tragischerweise schon öfters geschehen.
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Original von Riverz End
Ich sehe eine Strafe weniger als Vergeltung oder Rache an sondern als Prävention, als Maßnahme für eine im rechtssinne bessere Welt. Die Allgemeinheit soll vor Schaden bewahrt werden. Die Strafe soll natürlich das Verhalten ändern. Ein Mörder wird aber möglicherweise nicht weniger Skrupel haben, jemanden zu töten, nachdem man ihn jahrelang einsperrt hat. |
Prävention ist schön und gut, aber wie soll die Strafe das Verhalten ändern, wenn derjenige hingerichtet wurde?
Was hatte Britney Spears mal als Befürworterin verlautbart?
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Jemand, der schreckliche Dinge getan hat, muss eine passende Strafe bekomen. So lernt er für das nächste Mal seine Lektion. |
Nach dem Tod gibts kein nächstes Mal.
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Original von Riverz End
Zumindest sollte jemand das Recht haben, sich nicht resozialisieren lassen zu wollen und sich (und somit auch anderen) die Haftstrafe zu ersparen. Ohne dafür einen grausamen Tod sterben zu müssen. Finde ich. |
Von mir aus kann er das gern machen. Der Unterschied hierbei ist, dass er dies nicht könnte, wenn man die Todesstrafe vollzogen hätte. Im Ergebnis würde es zwar aufs Gleiche hinauslaufen, aber was wäre wenn er sich umentschieden und aus seinen Fehlern gelernt hätte?
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14.12.2005 19:38 |
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Original von 0xdeadbeef
Es gab schon einige, die ihre Unschuld beweisen konnten. Hätte man sie gleich hingerichtet, so wäre ihnen dies nicht möglich gewesen. Sicher kann es auch passieren, dass Schuldige sich so "freikaufen" können. Für mich ist dies jedoch das kleinere Übel als jemanden hingerichtet zu haben, von dem im Nachhinein herauskommt, dass er unschuldig war. Und das ist tragischerweise schon öfters geschehen.
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Um das Bewerten zu können bräuchte man mal genaue Zahlen. Natürlich sorgen Fälle unschuldig Hingerichteter für großes Aufsehen und empörte Aufschreie. Wie viele Fälle gibt es dem gegenüber, bei denen zuvor Verurteilte (sogar vorzeitig Entlassene) rückfällig werden? Ist das Leben der neuen Opfer weniger wert als das von unschuldig Hingerichteten? Und auch hier, bei nachträglichen Freisprüchen, kann man Irrtümer oder gar Manipulation nicht ausschließen.
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Prävention ist schön und gut, aber wie soll die Strafe das Verhalten ändern, wenn derjenige hingerichtet wurde?
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Prävention bei Mord im Sinne von "er wird es nicht wieder tun". Vielleicht glaubt Frau Spears ja an Reinkarnation. Aber wen interessierts...
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Von mir aus kann er das gern machen. Der Unterschied hierbei ist, dass er dies nicht könnte, wenn man die Todesstrafe vollzogen hätte. Im Ergebnis würde es zwar aufs Gleiche hinauslaufen, aber was wäre wenn er sich umentschieden und aus seinen Fehlern gelernt hätte? |
Wir können uns ja darauf einigen, daß man jedem Verurteilten die Wahl selbst überlassen sollte. Und ich wäre zusätzlich gegen vorzeitige Haftentlassungen bei Kapitalverbrechen. "Gute Führung" hin oder her.
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14.12.2005 20:06 |
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0xdeadbeef
Geheimer Meister
Dabei seit: 04.09.2005
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Wir können uns ja darauf einigen, daß man jedem Verurteilten die Wahl selbst überlassen sollte. Und ich wäre zusätzlich gegen vorzeitige Haftentlassungen bei Kapitalverbrechen. "Gute Führung" hin oder her. |
Darauf können wir uns sofort einigen.
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Um das Bewerten zu können bräuchte man mal genaue Zahlen. Natürlich sorgen Fälle unschuldig Hingerichteter für großes Aufsehen und empörte Aufschreie. Wie viele Fälle gibt es dem gegenüber, bei denen zuvor Verurteilte (sogar vorzeitig Entlassene) rückfällig werden? Ist das Leben der neuen Opfer weniger wert als das von unschuldig Hingerichteten? Und auch hier, bei nachträglichen Freisprüchen, kann man Irrtümer oder gar Manipulation nicht ausschließen. |
Genaue Zahlen habe ich keine, aber mir reicht schon ein unschuldig Ermordeter aus.
Das Leben der neuen Opfer ist mit Sicherheit nicht weniger wert als das der unschuldig Hingerichteten. Allerdings ist es anders herum genauso, das Leben der unschuldig Hingerichteten ist auch nicht weniger wert als das neuer Opfer.
Irrtümer kann man nie ausschliessen, da Urteile immer von Menschen getroffen werden. Allerdings sind Irrtümer hier fatal, zu fatal für mich, um die Todesstrafe zu rechtfertigen. Ausserdem denke ich, dass sie auch nicht kostengeringer als lebenslange Haft ist.
Zitat: |
Prävention bei Mord im Sinne von "er wird es nicht wieder tun". |
Meiner Meinung nach ist da keine bessere Prävention gegeben. Ich finde, es wird das gleiche erreicht, wenn der Mensch eingesperrt wird. Auch glaube ich nicht, dass dies einen abschreckenden Effekt auf neue potentielle Mörder hat; wenn ich wirklich jemanden umbringen will, dann mach ich das auch, egal, was mich als Strafe erwartet. Ich würde sogar versuchen, es besser zu vertuschen, wenn ich wüsste, dass mir die Todesstrafe blüht. Abhalten würde sie mich jedenfalls nicht.
Edit:
Zu den genauen Zahlen:
Zitat: |
Zahlen von Amnesty International belegen, dass seit 1900 in den USA mindestens 450 Menschen zum Tode verurteilt worden sind, deren Unschuld später bewiesen wurde. Bei einigen wurde erst posthum die Unschuld festgestellt. |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von 0xdeadbeef: 14.12.2005 21:20.
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14.12.2005 20:29 |
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karisma
Geheime Meisterin
Dabei seit: 14.11.2004
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Also ich bin absolut gegen die Todestrafe, denn cih denke, kein Mensch hat das recht über das Leben eines anderen menschens zu enntscheiden.
Von mir aus darf in Mörder ein Leben lang eingesperrt sein und schuften, aber ich darf ihn nicht töten.
Sind die Menschen, die ein Todesurteil beschließen besser wie der Mörder?!?
Nein sind sie nicht, sie morden! Das geschieht zwar hinter einem Gesetzeshintergrund, aber den haben auch bloß Menschen erstellt.
__________________ Ich bin nicht geboren und zu sein, wie ihr mich wollt!
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15.12.2005 01:12 |
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0xdeadbeef
Geheimer Meister
Dabei seit: 04.09.2005
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Zitat: |
Original von Riverz End
Nehmen wir zur Vereinfachung an, jeder Mörder bringt pro Mord genau einen Menschen um. Und jeder Wiederholungsmörder mordet nur einmal wiederholt. Nehmen wir 2% als Rückfallquote. Das macht pro Jahr etwa 350 Rückfallmorde. 350 Menschen pro Jahr, welche noch leben würden, hätte man hingerichtet.
Das gegenüber den 450 unschuldig Verurteilten seit 1900.
Das waren wohlgemerkt die Zahlen der TodestrafenGEGNER.
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Dein Vergleich hinkt etwas, aber okay. Also wir nehmen mal an, dass bei den 17500 Morden in den USA im Jahre 2004 alle Mörder gefasst und verhaftet wurden, und es pro Mord immer einen neuen Täter gab. Dann kommen wir bei 350 neuen Opfern heraus (nach Verbüssung der Haftstrafe der Mörder).
Wohlgemerkt, ich bin gegen die Todesstrafe, nicht aber gegen lebenslanges Einsperren. Hier stellt sich für mich die Frage, warum alle überführten Mörder wieder freigelassen wurden.
Sicher, wenn sie hingerichtet worden wären, dann wären die Opfer noch am Leben. Es hinkt bei dem Vergleich aber daran, dass die Mörder für ihre Taten nicht mit der Todesstrafe bestraft wurden, sondern nur mit einer befristeten Gefängnisstrafe. Sprich, die neuen 350 Opfer gibt es so oder so, unabhängig von der Verhängung der Todesstrafe.
Die Todesstrafe hingegen hat in 100 Jahren 450 eindeutig belegbare unschuldig Hingerichtete gefordert (von der Dunkelziffer ganz zu schweigen). Ohne die Todesstrafe wären sie noch am Leben.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von 0xdeadbeef: 15.12.2005 09:04.
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15.12.2005 09:03 |
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aviata
Geheime Meisterin
Dabei seit: 12.03.2005
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Tookie Williams hingerichtet |
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Ich möchte mich auf Pagan beziehen
Du hast die Macht! Thanks for entertainment.
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15.12.2005 12:18 |
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Pagan
[ vivere militare est ]
Dabei seit: 02.12.2004
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15.12.2005 12:26 |
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Zitat: |
Original von 0xdeadbeef
Dein Vergleich hinkt etwas, aber okay. Also wir nehmen mal an, dass bei den 17500 Morden in den USA im Jahre 2004 alle Mörder gefasst und verhaftet wurden, und es pro Mord immer einen neuen Täter gab. Dann kommen wir bei 350 neuen Opfern heraus (nach Verbüssung der Haftstrafe der Mörder).
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Das ist schon richtig. Die Aufklärungsrate beträgt in den USA bei Mord etwa 64%. Das ist wiederum ein US-spezifisches Problem. In Deutschland und Japan liegt sie bei 90-95%. Dann nimm die 350 pro Jahr mal 0.64, das ist für 105 Jahre immer noch wesentlich mehr als 450. Auch gab es ja zwischenzeitlich keine Todesstrafe, was die Proportionen nochmal etwas verrückt. Dennoch ist die Zahl der vermeidbaren Opfer immer noch deutlich mehr als eine Größenordnung über der Zahl der unschuldig Verurteilten.
Zitat: |
Wohlgemerkt, ich bin gegen die Todesstrafe, nicht aber gegen lebenslanges Einsperren. Hier stellt sich für mich die Frage, warum alle überführten Mörder wieder freigelassen wurden.
Sicher, wenn sie hingerichtet worden wären, dann wären die Opfer noch am Leben. Es hinkt bei dem Vergleich aber daran, dass die Mörder für ihre Taten nicht mit der Todesstrafe bestraft wurden, sondern nur mit einer befristeten Gefängnisstrafe. Sprich, die neuen 350 Opfer gibt es so oder so, unabhängig von der Verhängung der Todesstrafe.
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Das wäre dann ein Argument für die Verschärfung des Strafrechts, also bei Mord grundsätzlich Todesstrafe.
Oder aber natürlich für längere Haftstrafen. Da sind wir uns ja wie bereits festgestellt einig.
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15.12.2005 12:44 |
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0xdeadbeef
Geheimer Meister
Dabei seit: 04.09.2005
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Original von Riverz End
Dennoch ist die Zahl der vermeidbaren Opfer immer noch deutlich mehr als eine Größenordnung über der Zahl der unschuldig Verurteilten. |
Eben gerade nicht, die Zahl der vermeidbaren Opfer ist genau 0.0, die Zahl der unschuldig ermordeten jedoch 450.
Die Zahl der 350 zusätzlichen Opfer (egal mit welcher Aufklärungsrate) gilt hier nur für die befristeten Haftstrafen, nicht die Todesstrafe. Und somit sind sie nicht vermeidbar, es sei denn durch andere Strafmassnahmen wie z.B. lebenslange Haft.
Nur zur Definitionsklärung: Mit "lebenslanger" Haft meine ich im Übrigen wirklich lebenslang und nicht wie bei uns 25 Jahre.
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15.12.2005 12:55 |
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